CI-Fotocommunity

Registriere Dich jetzt kostenlos!

Dadurch bekommst Du Zugang zu dem geschützten Mitgliederbereich, kannst beim Gebrauchtmarkt mitmachen und stellst nebenbei auch noch sicher, dass niemand Dir Deinen Wunsch-Usernamen wegschnappt.

Canon FD 35mm/2,8 TS

Bildermeier

Mitglied
Hallo Forum,

welche Erfahrungen habt ihr mit dem FD 35/2,8 TS gemacht? Sind die Möglichkeiten stürzende Linien in den Griff zu bekommen wirklich erheblich besser? (Ich konnte noch keines live erleben und weiss nicht wie weit die Verstellmöglichkeiten reichen)
Wisst ihr vielleicht von anderweitigen Lösungen, z.B. Mittelformatobjektive, die ja von Haus aus einen größeren Bildkreis haben und entsprechenden (tilt) shift-Adaptern. Diese hätten vielleicht den Vorteil des kleineren Preises; nur weiss ich nicht mit welcher Qualität.

Besten Dank und Viele Grüße

Kay
 
Hallo Kay,

ich habe mein TS 35 nicht oft im Einsatz, bin aber mit den Möglichkeiten und Leistungen sehr zufrieden.
Wegen der Verstellbarkeit (Shift) ist es einsetzbar wie ein 28- oder sogar 24mm-Objektiv, wobei die unwichtigen Bereiche (z.B. Vordergrund) einfach wegfallen. Gerade bei Dias ist das frappierend.
Wichtig ist eine genaue Scharfstellung. Man kann Tilt- und Shiftfunktion natürlich kombinieren (bis zum Ende der weißen Skala, im anschließenden roten Einstellbereich kann es Abschattungen geben). Einfacher einzustellen und besser im Ergebnis ist es allerdings, wenn man beides einzeln nutzt. Es ist ja auch selten nötig, ein geradegestelltes Gebäude, das ja fast im Unendlichbereich steht, auch noch per Schärfedehnung (Tilt) weiter in die Schärfe zu rücken. Meist reicht Abblenden schon aus.
Effektvoller ist der umgekehrte Bereich, der seit enigen Jahren verstärkt im Kino und in der Werbung zu sehen ist, nämlich der Einsatz extrem schmaler Schärfenzonen.
Das erfordert einige Übung (anfangs per Stativ), um die Efekte einzuschätzen.

Grundsätzlich kann man mit dem TS dann auch aus der Hand arbeiten, aber wirklich gut wirds nur vom Stativ, weil es beim Einstellen oft um Bruchteile von Millimetern geht.
Eine Gitterscheibe ist extrem sinnvoll, ebenso eine Sucherlupe oder ein Lichtschachtsucher (für F-1New oder F-1 alt).

Durch Lösen von vier Schrauben kann man die Zuordnung von Tilt- und Shiftfunktion in 90-Grad-Schritten verändern, also Verschieben und Kippen arbeiten in der gleichen Richtung oder um 90 Grad versetzt.

Am meisten Übung benötigt wohl die Belichtung. Das Objektiv arbeitet (da bauartbedingt keine Blendenautomatik eingebaut werden konnte) mit Arbeitsblendenmessung. Gemessen wird die Belichtung in Neutralstellung, dann wird das Objektiv verstellt und anschließend eventuell eine Belichtungskorrektur vorgenommen. Denn je stärker die Verstellung, desto stärker ändert sich der Lichteinfall.

Die Anleitung zum Objektiv (ist zu empfehlen) empfiehlt dann eine "Zugabe", wobei aber nicht definitiv geklärt ist, ob eine Zugabe an Licht oder eine Zugabe an Blendenschließung gemeint ist. Auch die Höhe wird offengelassen.

Aus dem Zusammenhang erschließt sich, dass man etwas überbelichten müsste, was aber meist nicht nötig ist. Ohnehin würde die Bildmitte dann doch etwas heller, aber nach meinen Erfahrngen ist das nicht so gravierend. Eine Belichtungsreihe (0, +1,5, +1) würde ich dennochempfehlen.

Das Ergebnis finde ich mit dem Shiftobjektiv deutlich natürlicher und besser als mit der Verzerrfunktion z.B. bei Photoshop, weil dort die Pixel auseinandergezogen und neue hinzugerechnet werden müssen. Man sieht das den Bildern durch nachlassende Auflösung in den gedehnten Bereichen an. Außerdem muss man bei Photoshop das Motiv zusätzlich nach Augenmaß in die Länge ziehen, was nicht immer klappt (Es sei denn, man hat vorher im Raster das Seitenverhältnis dokumentiert).

Von der Schärfe her ist das TS 35 auch sehr gut. Man muss aber darauf achten, dass beim Shiften die Tilt-Funktion genau auf 0 festgestellt ist (wenn man sie nicht braucht), weil das auch bei geringsten Abweichungen die Schärfeebene beeinflusst. Auch ein Abblenden auf mindestens 5,6, besser noch 8 oder 11 sorgt für sehr gute Ergebnisse und das Ausbpügeln von Einstellfehlern.

Eine sehr spannende, oft beschriebene, aber wohl von den Autoren nur selten selbst ausprobierte Funktion ist das Herumfotografieren um störende Laternenmasten oder das Eleminieren des eigene Kameraspiegelbildes aus einem Spiegel (z.B. bei Architekturinnenaufnahmen).

Das Objektiv bietet echten Spaß und die Rückkehr zu Fotografie pur.

Beim bloßen Einsatz von z.B. Mittelformatobjektiven fehlt oft die Tilt-Funktion. Das wäre aus meiner Sicht kein wirklicher Ersatz für das TS von Canon.

Die neuen TS-Objektive aus der EF-Reihe bieten dagegen gleich drei Brennweiten (24, 45 und 90mm) und zudem automatische Belichtungssteuerung, sind aber deutlich teurer.

LG Thomas
 
Lieber Thomas,

vielen Dank für deine Antwort.
Nach dem Zusammenkratzen der notwendigen Euronen bin ich nun zur Tat geschritten und habe das 2,8/35mm TS bestellt, und zwar die zweite Fassung mit grünen Ziffern auf dem Tubus.
Leider wird der Stativadapter nicht dabei sein. Geht es auch ohne? Da es sich im Grunde genommen ja nur um ein Distanzstück handelt, wollte ich einmal fragen, ob du oder jemand im Forum weiss, ob es solche Distanzstücke auch von anderen Firmen gibt?

Beste Grüße

Bildermeier
 
Hallo Kay,
das Distanzstück ist nicht zwingend nötig, es sei denn, du hast ein Stativ mit extrem großer Auflagefläche. Dann ist es etwas beschwerlich zu fotografieren, wenn du das Objektiv drehst und eines der Einstellräder unten anstößt. Das kommt aber nicht so oft vor, auch abhängig davon, wie die beiden Bewegungen kombiniert sind (man kann ja die Einstellbewegungen auch ummontieren). Außerdem könnte es beim Shiften nach unten (z.B. bei Fotos von einem Gebäude nach unten) eng werden, was aber extrem selten vorkommt.

Es hilft zum Beispiel schon, eine kleinere Wechselplatte zu nehmen (notfalls ein zusätzliches Loch am Rand bohren) oder ganz einfach eine Kamera mit Winder einzusetzen, der für die nötige Distanz sorgt. Problemlos gehts mit dem Winder A. Der Winder A2 steht etwas mehr vor und mit dem Motor FN zur neuen F-1 wirds wirklich in manchen Einstellungen etwas eng. Einige der frühen TS-Ausführungen konnte man umbauen lassen, weil sie sonst an den Sucher der F-1New anstießen.

Es kommt einfach auf einen Versuch an. Andersfalls gibt es bei den vielen Stativherstellern sicherlich auch noch irgendwo ein Adapterstück, das aushilft.

Viel wichtiger ist eine Sucherscheibe D mit Gitternetz, um die Parallelen und die Senkrechten zu kontrollieren. Beim Shiften ist es nämlich wichtig, die Verjüngung der Linien nach oben nicht 100prozentig auszukorrigieren, weil das dann unnatürlich wirkt - die Gebäude scheinen nach oben zu explodieren. Die Beurteilung des Sucherbildes braucht etwas Übung.

Viel Erfolg,

Thomas
 
Hallo Thomas,

Danke. Ich habe eine T90, d. h. ich werde die Möglichkeit mit dem Winder nicht haben. (Die Gitterscheibe hat sie aber schon drin
icon7.gif
). Aber ansonsten klingt das alles ja sehr beruhigend. Wenn ich die Linse habe, dann werde ich berichten, wie die Kombination funktioniert.

Beste Grüße

Kay
 
Zurück
Oben