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Der letzte Vorhang ist gefallen.

Pixelkarl

Kennt den Türsteher
Lange habe ich nichts von mir hören, bzw. sehen lassen.
Nun möchte ich ein Bild zur Diskussion stellen.

Im Rahmen einer Dokumentation, die den Istzustand eines Gebäudekomplexes einer ehemaligen Schachtanlage dokumentiert, konnte ich wieder mal mein Lieblingsmotiv "Vergessene Orte" fotografieren.

Diese Halle, ehemalig die Schachtschmiede, wurde bis vor wenigen Jahren für Veranstaltungen genutzt. Aber dann wegen Baufälligkeit gesperrt.

Ort: Bergbaumuseum Oelsnitz/Erzgebirge
Kamera: Nikon D800 mit AF-S Nikkor 18-35 mm 1:2,5-4,5 G ED bei 26 mm.
1/25 sek f/9, ISO 100, Matrixmessung -0,67, RAW entwickelt in Camera RAW CS6.
Manfrotto 055prob mit RC 141. Entzerrt mit PT-Lens, kein Beschnitt.
Zeit/Datum: 2. 03. 2015, 11:51 Uhr.

AG1_9042.jpg
  • NIKON CORPORATION - NIKON D800
  • 18.0-35.0 mm f/3.5-4.5
  • 26.0 mm
  • ƒ/9
  • 1/25 sec
  • Pattern
  • Auto exposure
  • -0.7
  • ISO 100


Gruß, Karl
 
Hallo Karl! Schön, dass Du Dich wieder meldest.


Im Bild stehen wir in einer alten, heruntergekommen Fabrikhalle mit erstaunlich intakten Fenstern an der Rückwand des Gebäudes sowie an einer Seitenwand und im Deckenbereich. Bis auf herumliegenden Unrat scheint die Halle leegeräumt. Die Ausnahme bildet eine Bühne, die vor der Rückwand aufgebaut wurde. Die Bühne wirkt ebenso verkommen und schmutzig wie der Rest der Halle.

Von einem Fenster hängt ein dünner, durchsichtiger hellgrüner Vorhang hernieder. Er bedeckt einen großen Teil der Bühne und hängt sogar noch über das die Bühne schützende Geländer herüber. Von diesem Bereich zieht sich ein schmaler Fetzen des Stoffes bis in den oberen rechten Bildbereich.

Die Farben des Bildes sind fast ausschließlich Beige-, Braun- und Ockertöne. Lediglich ein Schild, das an der Rückwand hängt, zeigt klare Gelb- und Rottöne. Aufgrund der geringen Größe des Schildes sind die Farben aber nicht sehr auffällig. Beherrscht wird das Bild vom Grün des Vorhangs, das auf den ersten Blick die einzig kräftige und leuchtende Farbe zu sein scheint.

Das Foto zeigt eine gute Schärfe über den gesamten gezeigten Raum. Selbst die Bäume außerhalb scheinen, soweit sie durch die helle Belichtung des Außenbereiches erkennbar sind, noch ausreichend Schärfe abbekommen zu haben. Die relativ einheitliche Schärfe lässt nichts hervor- oder zurücktreten, so dass die Wirkung des Bildes allein durch die Farbigkeit des Vorhangs und seiner Form bestimmt wird. Es handelt sich um eine angenehme Schärfe. Karl hat hier zum Glück der Versuchung widerstanden, einen typischen HDR-Eindruck erzielen zu wollen.

Auf mich wirkt der Vorhang wie ein Nachhall der letzten ballernden Rauschnacht äähh rauschenden Ballnacht. Im Rauschen des Windes, der durch die Ritzen pfeift meint man, noch die letzten Akkorde des Walzers zu hören, mit dem man von der Halle Abschied nahm. Die Zeit nagt an der Halle, die Erinnerung an ein schönes Fest hält sich tapfer und will nicht weichen.

Wenn mich an dem Bild eine Kleinigkeit stört, ist es das weiße Oberlicht am oberen Bildrand. Ich mag es nicht so sehr, wenn helle Bildteile aus dem Bild herauslaufen. Sie nehmen gerne den Blick mit sich auf die Reise. Inwiefern ein anderer Standpunkt sinnvoll gewesen wäre, weiß ich nicht. Der Vorhang hätte dann anders ausgesehen. Es wäre ein anderes Bild geworden. EBV-Maßnahmen wären daher denkbar, da ein Schnitt die anderen Fenster in Mitleidenschaft ziehen würde, was ich aber nicht für gut heißen würde.

Alles in allem: ein Bild, das es wert ist, sich damit zu beschäftigen. Chapeau!
 
Hallo Karl, dito. Ich kann mich Echidna in fast allen Punkten anschließen, mit 2 Ausnahmen:

1. Das Oberlicht stört mich nicht, macht eher deutlich, wo ein großer Teil des Lichts herkommt.

2. Gefühlt divergieren die Senkrechten nach oben. Stimmt aber nicht. Hab es mit PT-Lens überprüft, 100% lotrecht. Aber für den subjektiven Eindruck würde ich bei "vertikal" auf "+3" gehen. Sieht angenehmer aus.

Gruß nach Sachsen
Andreas
 
Danke für Eure Kommentare.

Kleine Berichtigung: Objektiv natürlich 1:3,5 - 4,5.

Noch zu den Aufnahmedaten hinzufügen möchte ich den Weißabgleich. Dieser erfolgte anhand einer Aufnahme mit Graukarte im Bild und Anwendung des Weißabgleichswerkzeuges im RAW-Konverter.
Diesen Wert habe ich dann für die ganze Serie beibehalten.
AG1_8986.jpg
  • NIKON CORPORATION - NIKON D800
  • 14.0 mm f/2.8
  • 14.0 mm
  • ƒ/9
  • 1/10 sec
  • Pattern
  • Auto exposure
  • -0.3
  • ISO 100
 
Hallo Karl, ich schließe mich Echidnas Meinung an. Durch den grünen Vorhang hebt sich das Bild von ähnlichen lost places Bildern ab. Das Oberlicht stört mich auch ein wenig. Falls Du mehrere Belichtungen hast, könntest Du das Oberlicht aus einer dunkleren Aufnahme verwenden.
Das Schild will für mich nicht so recht zur Stimmung passen. Ich persönlich würde es weg retuschieren, was hier ganz gut möglich sein sollte.
Obwohl mir die Aufnahme so sehr gut gefällt würde ich noch andere, leicht verfremdete, düstere Entwicklungen zumindest ausprobieren und noch mehr auf den mittleren Bereich mit dem Vorhang verdichten.

Gruß
Manfred
 
Ein tolles sauberes Bild, das all die Warzen dieses Ortes zeigt.

Wo ist die Braut, die doch unter dem Schleier war, als ich das letzte Mal dort vorbeikam, in meinen Träumen ...
 
Hallo Karl, ich schließe mich Echidnas Meinung an. Durch den grünen Vorhang hebt sich das Bild von ähnlichen lost places Bildern ab. Das Oberlicht stört mich auch ein wenig. Falls Du mehrere Belichtungen hast, könntest Du das Oberlicht aus einer dunkleren Aufnahme verwenden.
Das Schild will für mich nicht so recht zur Stimmung passen. Ich persönlich würde es weg retuschieren, was hier ganz gut möglich sein sollte.
Obwohl mir die Aufnahme so sehr gut gefällt würde ich noch andere, leicht verfremdete, düstere Entwicklungen zumindest ausprobieren und noch mehr auf den mittleren Bereich mit dem Vorhang verdichten.

Gruß
Manfred

Natürlich lässt man so ein Motiv nicht nach einer Aufnahme links liegen. Da habe ich schon einige Aufnahmen mit unterschiedlichen Ansichten und Brennweiten gemacht. Der Himmel war an dem Tage einheitlich Grau, dadurch war das Licht ideal, um ohne zusätzliche Beleuchtung oder Aufheller auszukommen (zwei leistungsstarke Blitzgeräte und Lampenstative hatte ich ja dabei). Zeichnung war im Himmel nicht zu holen, es war nichts da, trotz perfekter Belichtung. Das Schild gefällt mit, es bildet einen schönen Kontrast zwischen Anspruch und Wirklichkeit.
Ich muss noch viele Aufnahmen ausarbeiten, an zwei Tagen ist in den Gebäuden einiges zusammengekommen.

Gruß, Karl
 
Hallo zusammen,
dies ist mein erster Beitrag in diesem Forum. Daher will ich zunächst versuchen, mich an der empfohlenen Hilfestellung zur Bewertung zu halten.
1. Schärfepunkt: M. E. ist alles von vorne bis hinten gleichmäßig scharf oder wenigstens so gleichmäßig scharf, dass eine Fokussierung auf eine bestimmte Schärfeebene nicht sofort ersichtlich ist. Die gewählte Blende f9 bietet dazu ja auch genügend Tiefenschärfe.

2. Schärfeverlauf: Einen Schärfeverlauf kann ich deshalb nicht feststellen (siehe 1.)

3. Hintergrund: Wenn ich die Rückwand inkl. der Fenster als Hintergrund betrachte, fallen die beiden Schilder auf. Das rechte ist ja noch leicht zu entziffern, leider ist nicht zu erkennen, ob die Aufschrift des linken Schildes mit dem Zustand der Bühne in Verbindung gebracht werden kann. Ob die Uhr noch funktioniert? Vom Licht her könnte es so sein, oder? Wenn ich richtig sehe: Kann es sein, dass die Halle in der Nähe einer Siedlung steht? Sind das Häuser hinter den Bäumen?

Wenn alles bis auf die Bühne zum Hinter- oder Vordergrund gezählt werden kann, dann fällt mir noch das eingestürzte Dach auf, durch das vermutlich der Unrat in der Halle geweht wurde?

4. Vordergrund: Im Vordergrund sind weitere Bruchteile vom Dach zu sehen, die den grünen Vorhang mit herunter gerissen haben. Vermutlich ist genau über uns (also uns Betrachtern) ein weiteres Stück vom Dach eingefallen. Insbesondere das Laub über dem Vorhang läßt darauf schließen.

Damit zu 5. Bildbeschnitt/Gestaltung: Also, mich stört weder das weiße Oberlicht und auch die Senkrechten wirken auf mich senkrecht genug; gerade in dieser Szene kann ich mir auch eine aus dem Lot geratene Senkrechte vorstellen. Ob der Vordergrund und die Dachkonstruktion oberhalb des grünen Vorhanges die Bildaussage unterstützt? Ich meine, dass das Bild ohne diese Bildelemente etwas stärker wirkt, obwohl die Bühne dann nicht mehr so einfach als Bühne zu erkennen gewesen wäre.

Und nun zum schwierigsten, der emotionalen Ebene 6.: Ich finde Motive der "vergessene Orte" auch immer wieder total spannend, erzählen die Details der Bilder spannende Geschichten. Von daher ist es sinnvoll, mit "voller Schärfe" zu fotografieren. Auf der anderen Seite findet das Auge keinen Punkt, an dem es einen Moment verbleiben kann und von dem es durch das Bild wandern kann. Dazu gibt es im Bild nach meiner Meinung auch zu viel Führungslinien, an denen der Blick entlang gleiten kann. Das ist auch mein größter Kritikpunkt an diesem Foto: Es ist nicht ersichtlich, welches Detail den Fotografen dazu bewogen hat, dieses Bild zu machen. Ist es der zerrissene grüne Vorhang oder ist es die verkommene Bühne oder der komplette demolierte Raum, in dem die Szene stattfindet ? Hier fällt mir ein Spruch ein, den ich einmal gelesen habe: Ein Foto braucht drei Gründe: Einen guten Vordergrund, einen guten Hintergrund und einen guten Grund, warum das Bild gemacht wurde. Und diesen guten Grund kann ich in diesem Bild nicht identifizieren, sehen kann ich viele gute Gründe.

Zu 7. Harmonie von Farben und Formen kann ich nichts sagen, verbietet es sich doch auch, diese Szenerie nach Farb- und Formharmonie zu gestalten.

Pixelkarl: Ein tolles Foto, ich wäre stolz darauf, wenn ich es so hätte machen können. Betrachte meine Anmerkungen daher lediglich als Anregung. Viele Grüße aus dem Münsterland
 
Hallo ommens,

Danke für Deine Ausführungen.

Bezüglich der Schärfe, bzw. des Schärfeverlaufes bin ich jedoch anderer Meinung. Eine gezielt Schärfe auf einen engeren Bildbereich wäre abträglich und es würde das Bild zerstören. Wenn mit gezielter Schärfe gearbeitet werden soll brauchst man einem Objekt, das keine räumliche Ausdehnung hat und welches eine zentrale Bedeutung besitzt, hier ist aber der ganze Raum von Bedeutung. Das Foto lebt von den vielen Details und der gnadenlosen Schärfe, die nur im großformatigen Print richtig rüberkommt. Dann kannst Du auch in so ein Bild eintauchen und auf Entdeckungsreise gehen.

Gruß, Karl
 
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