Unbequeme "Wahrheiten"
Ich möchte jetzt niemanden den Sonntag verderben - aber es gibt da noch ein paar ergänzende Gesichtspunkte:
Die technische Qualität (nicht die gestalterische!) des fertigen Bildes hängt von einigen Faktoren ab, die wir Kunden kaum beeinflussen können.
1) Zum einen ist da eine schwankende Produktqualität, die Objektive selber Bauart des selben Herstellers extrem unterschiedlich ausfallen läßt (trotz in der Werbung häufig postulierter "sorgfältiger Qualitätskontrolle"). Z.B. berichtete die Zeitschrift CHIP Photo/Video von sehr großen Unterschieden in der Abbildungsleistung.
2) COLOR FOTO berichtet in der aktuellen Ausgabe von Ungenauigkeiten bei der Fokussierung verschiedener Kameras und Objektive. Spannend für uns PENTAX-User ist, dass die Ungenauigkeiten nochmal unterschiedlich ausfallen, je nach dem, ob mit dem mittleren Einzel-Autofokusfeld oder mit automatischer Autofokuswahl scharfgestellt wurde.
Zu 1) Es gibt zwar theoretisch die Möglichkeit, bei Neuanschaffung eines Objektives dieses bei mehreren INTERNET-Anbietern (wegen der Rückgabemöglichkeit bei sehr(!) vorsichtiger/sorgfältiger "in Augenscheinnahme") zeitgleich anzufordern und dann zu Hause durch umfangreiche eigene Testerei herauszufinden, welches der guten Stücke die beste Abbildungsleistung erbringt (und dann den Rest zurück zu senden) - aber im ganz normalen Leben dürfte das in der Regel zu aufwendig sein. Also: Glückssache, ob man/frau ne Scherbe erwischt oder ein Hochleistungsteil...
zu 2) Zusätzlich zur beschriebenen Fokussier-Ungenauigkeit (die auch noch je nach Kamera/Objektiv-Kombination unterschiedlich ausfallen kann (!!!) gibt es die vielen bekannte Problematik mit Front- oder Back-Fokus-Problemen. Nun, wer will kann versuchem beim jeweiligen Hersteller herauszufinden, ob es da Möglichkeiten der Justierung gibt. Spannend wird es, wenn mann ein Fremdobjektiv von einem Drittanbieter gekauft hat ["zu mir oder zu Dir?" - also zum Hersteller des Objektives oder des Kamera-Gehäuses einsenden???]...
In diesem Zusammenhang ist interessant, dass z.B. CANON und ab K20D auch Pentax eine Hilfs-Justierungsmöglichkeit dem Kunden in die Hand geben. Und dann dürfen wir uns mit Zollstock, Maßband und viel viel Zeit an das Eichen der Ausrüstung machen... Zentrierungsfehler und grundsätzliche AF-Probleme werden damit aber leider nicht kompensiert.
Bei heutigen Beurteilungen der Auflösung eines Objektives wird häufig der Wert "Anzahl Linien/Linienpaar pro Bildhöhe" (Sensorgröße) angegeben. Manche von uns werden die Problematik des Zerstreuungskreises kennen, der die subjektiv wahrgenommene Schärfe benennt und JE NACH BLENDENÖFFNUNG und Ansprüchen an die spätere Abbildungsgröße (Papierbildgröße) und Betrachtungsabstand sowie Schärfeanforderung sehr unterschiedlich beurteilt wird. Und hier spielt die Fokussiergenauigkeit erneut eine sehr große Rolle!
Erstes Fazit aus 1) und 2): Das Leben ist ungerecht! Die Nikon und Canon PROFIS (!) bekommen handverlesene Objektive und wir Normalos (die den Umsatz eines Unternehmens entschieden mitgestalten) müssen nehmen was kommt. Ungenauigkeiten bei der Fokussierung generell und zusätzliches Front-/Backfokus können die Abbildungsleistung zu Nichte machen. Die Kamera-Gehäuse für 4000,--€ bzw 8000,--€ schneiden besser ab (grunz).
Das kann einem ganz schön den Spaß verderben!!!
Aber jetzt kommt die gute Nachricht:
Vom Betrachter wird Schärfe sehr sehr subjektiv wahrgenommen. Wir verwechseln Schärfe häufig mit Kontrast. Je höher der Kontrast - um so schärfer erscheint uns das Foto. Und da helfen dann häufig der PC und ein Bildbearbeitungsprogramm. Schärfe wirkt mitunter sogar störend - z.B. bei Haut (wenn die kleinsten Poren und Pickel zu sehen sind). Und da wird dann weichgezeichnet, gesoftet, verschmolzen, retuschiert was das Zeug hält. (äh...Abbildungsleistung???).
Schließlich kömmt häufig ein Mangel der Bildqualität durch "Verwackeln" der Kamera bei der Auslösung zustande. Wir Pentaxler haben da Glück, dass der eingebaute Bild-Stabilisator (Sensor-Wackel-Dackel) da einiges kompensieren kann.
Und leider knipsen "!" viele Zeitgenossen ohne Streulichtblende/Sonnenblende. Die sollte aber STETS aufgesetzt sein, da sie einen sehr hohen und immer wieder unterschätzten Nutzwert hat - und die Abbildungsleistung eines Objektives erhält (diese wird oft trotz Vergütung durch Streulicht stark gemindert!!!). Ausserdem schützt sie mechanisch die Frontlinse!
Zu guter letzt: "Eine Kette ist nur so stark wie das schwächste Glied der Kette". Wer wirklich Wert auf QUALITÄT legt, muss sowieso in RAW und nicht nur in JPEG fotografieren und ne Menge mit dem Bildbearbeitungsprogramm nachbearbeiten. Und hier sind sogar die RAW-Konverter unterschiedlich in der Qualität der Schärfeerzeugung...(siehe an anderer Stelle im Forum).
Also: Ich finde, wir Verbraucher sollten generell wieder bei den Herstellern mehr Qualität für unser sauer verdientes Geld einfordern und diese Position auch in den FAchzeitschriften/Foren vertreten. Denn eine massiv schwankende Qualität ist nicht hinnehmbar! Und dann denke ich noch an meine Freunde: Diese zeigen mir immer wieder durch ihre spontane Begeisterung für einige meiner Fotos, dass die Abbildungsleistung ... tatsächlich so ziemlich am Unwichtigsten ist. Die bewerten die Fotos nach gänzlich anderen Kriterien

:angry:
Schönen Sonntag!
rentax/Rainer