Ich bitte um Nachsicht, dass ich bei diesem Foto nicht auf Schärfepunkt, Schärfentiefe oder -verlauf etc. eingehe.
Der Blick durch diesen Stuhl-Gang führt auf das Fenster im Hintergrund zu, mehr oder weniger geleitet von den Linien der Geländer, der Holzbohlen, der Deckenkalken und auch von den Schatten der Stuhlbeine, den die tief stehende Sonne erzeugt. Sie trägt sehr dazu bei, diesem recht kühl und dunkel wirkenden Raum etwas Wärme zu verleihen. Der schräg platzierte Stuhl bringt Leben in die Bude. Wer aber mag sich in diesen Gang setzen? Das ist nun ein emotionaler Aspekt, mich zöge es jedenfalls zum nächsten Flur, um einen Blick nach draußen werfen zu können. Auf den ersten Blick faszinieren mich die Brillanz des Fotos und Licht und Schatten. Aber mein Blick wird immer wieder zum Mittelgrund und zur Decke gezogen, weil mich dort etwas durcheinander bringt.
Nach öfterem Betrachten tauchen nämlich mehr und mehr Fragen zur Architektur dieses Raumes auf. Die Deckenkonstruktion scheint gegenüber dem Fußboden stark schräg nach oben rechts zu verlaufen, die gegenüber liegende Wand wirkt also dort höher als links. Das ist sie aber wohl nicht wirklich, denn sowohl die Mauersteine unten wie oben sind parallel zum Boden bzw. der Decke gemauert. Auch die Verbindungstür ist im Foto rechts etwas höher als links. Die Frage, ob es sich um eine perspektivische Verzerrung handelt, möchte ich für mich verneinen, denn die Kamera war wohl mehr oder weniger parallel zur Wand ausgerichtet.
Der Bildtitel lässt vermuten, dass es nicht beabsichtigt war, eine exakt ausgerichtete Architekturaufnahme zu machen. Aber auf mich wirkt das Foto so, als sollte es eine sein.
Wie dem auch sei, die von mir als unstimmig empfundenen Bildpartien verhindern leider den uneingeschränkten Genuss dieses Fotos.
Schönen Gruß, Josef