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Alte Objektive

burion

Mitglied
Wie sind eure Erfahrungen mit den eher alten M39-Objektiven? Die "großen Meister" vergangener Tage haben damit ja bisweilen atemberaubende Bilder gemacht. Hat gar die nicht so hoch entwickelte Technologie dieser Optiken gerade zu dem künstlerischen Gesamtbild beigetragen?

HerzlGrüße
Jürgen
 
Hallo Jürgen,

wenn man Fotografieren kann, dann kann man das auch mit den alten Linsen - wenn nicht, dann helfen auch die neuen, hochentwickelten Optiken nicht viel. Die Qualität der Aufnahmen ist mit den jeweils aktuellen Optiken immer die beste. Ich hatte mal das 4.0/135, eine Rechnung aus den 30iger Jahren, bis Anfang der 60iger Jahre gebaut. Eine echte Katastrophe, diese Optik - nach heutigen Maßstäben. Dann hatte ich das 3,5/35 Summaron, das in den 50iger Jahren auf den Markt kam, als Schraub- und Bajonettversion. Auch diese Optik (ich hatte sie in der Bajonettversion) eher mäßig. Siehe dazu meine Ausführungen an anderer Stelle dieses Forums.

Über die alten Schraublinsen gibt es viele Mutmaßungen, dass sie eine besondere Qualität hätten. Das wird zum Teil auch von namhaften Autoren (z.B. Jonathan Eastland) verbreitet. Das ist alles Unsinn, ein Mythos, wie es auch ein Mythos ist, dass nur Leica richtig gute Optiken zu bauen versteht. Aber Leicanutzer glauben gerne an derartige Mythen - was ja in Grenzen auch ganz sympathisch ist.

Beste Grüße aus dem sonnigen Hamburg
Paul

P.S.: Die Leica Optiken sind immer ihrer Zeit entsprechend absolute Spitzenoptiken. Spitzenoptiken anderer Hersteller, wenn sie in einer ähnlichen Liga spielen, sind genauso teuer. Mal sehen ob die neuen Leica Optiken für das digitale 3/4 System auch halten, was der Name Leica verspricht - ich fürchte nicht.
 
Hallo Paul,

"wenn man Fotografieren kann, dann kann man das auch mit den alten Linsen - wenn nicht, dann helfen auch die neuen, hochentwickelten Optiken nicht viel" - Zustimmung
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Aber verleiht vielleicht gerade "die Katastophe" der alten Leitz-Optiken den Bildern ein besonderes Flair?
Ich finde die auftretenden Überstrahlungen, Unschärfen und Linsenreflexionen bisweilen ausgesprochen reizvoll. Und gerade das gibt's ja bei den Hightech-Optiken von heute nicht mehr.

Bin gerade dabei, mit einer uralten Balgenkamera (6x9) ein bisschen rumzuspielen und bin sehr gespannt auf die Ergebnisse.

HerzlGrüße
Jürgen
 
Ich hatte diesen Kommentar eigentlich auf Wolfgangs letzten Beitrag in "Fremdobjektive zur Leica" entworfen. Beim Schreiben fiel mir auf, dass ich in meinem Kommentar nicht gut auf Wolfgangs Errungenschft eingegangen war. Daher habe ich ihn hierher positioniert.

Lieber Wolfgang,

wir beide sind sehr objektivverliebt. Allerdings unterscheiden wir uns doch beträchtich in der Vorgehensweise von einander. Während du den Besitz besonderer Objektive wirklich anstrebst, befasse ich mich nur gedanklich mit diesen Schätzchen (, was besonders geldsparend ist!
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)

Allerdings hat sich bei mir in den letzten Jahren ein Wandel vollzogen. Während ich mich früher den Aufbau der Objektive (Konstruktion, Zahl der Einzellinsen, Zahl der Gruppen) interessiert habe, ohne über die Leistung des jeweiligen Objektivs informiert zu sein. Vielleicht hat man früher Objektive mehr aus einer emotionalen Sicht heraus betrachtet. Früher war ein Elmar, ein Tessar, ein Corlor-Skopar, ein Xenar oder wie die vierlinsigen Triplts auch immer hießen, berühmte Konstruktionen, deren Namen schon verrieten, dass es tolle Objektive waren. Später verschwanden die Namen, heute verwenden nur noch wenige Firmen (Leica, Zeiss, Schneider) Objektivnamen. Durch den Wegfall dieser Namen ist ein wenig Romantik für die Objektive verloren gegangen. Hinzu kam, dass die Objektive getestet wurden, dass der Öffentlichkeit die MTF-Kurven bekanntgegeben wurden. Dadurch verloren die Objektive ihr Geheimnis, ihre Mystik, ihr Aura.

Erwin Puts hat sich mit Leica-Objektiven auseinandergesetzt, er hat sogar alte ehrwürdige Schätzchen untersucht. Man musste feststellen, dass neue Objektive (mit neuen Rechnungen) oft wesentlich besser sind als berühmte alte. Als das Buch "Leica Lens Compendium" von Erwin Puts herauskam (habe ich mir natürlich sofort gekauft!) gab es von Rudolf Hillebrand, dem Herausgeber der kamerahistorischen Zeitschrift "Photo Deal" und Mitautor zu einem jährlich erscheinen Objektivauflistung eine herbe Kritik an diesem Buch. Ich habe mich in einem (natürlich nicht von Hillebrand veröffentlichten) Leserbrief über Hillebrands nicht sachgemäße Kritik beschwert. Hillebrand hat mir zwar persönlich in einem nichtssagenden Brief zurückgeschrieben, aber die eigentliche Begründung für den Verriss von Puts Buch habe ich erst später begriffen. Puts hatte die Leistung der Objektive durch seine Tests objektiviert, berühmte Objektive verloren dadurch ihre Aura, das konnte unmöglich im Sinne vom Kamera-Historiker Hillebrand sein.

Seitdem ich nun selber weiß, dass die Güte der Objektive meist eine Funktion der Zeit ist, aus der die Rechnungen stammen, habe ich meine Objektivpalette zu meinen M-Objektiven durch moderne Konstruktionen ersetzt. Die Romantik ist dabei natürlich verloren gegangen. Dafür werden meine Bilder heute aber auch besser.

Das soll aber, lieber Wolgang, dich nicht davon abhalten, alte begehrliche Objekive zu erwerben; denn ein weinig Romantik und Sehnsucht nach Vergangenem brauchen wir doch alle irgendwie.

Lieben Gruß zum Wochenende
Jochen
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Hallo Jochen,
finde deinen Beitrag wirklich gut - er raeumt mit Vorurteilen auf, oder er soll es tun.
Rein technisch hast du natuerlich recht - meist ist das neueste auch besser als das bisher dargebotene - warum wuerde sich sonst eine Entwicklungsabteilung auch lohnen?!
Aber, wie du ja selber sagst, verlieren sich bei rein sachlicher Betrachtung oft die Emotionen - und ein Hobby lebt fuer mich auch durch Emotionen. Und ein Hobby soll Spass machen (und in meinen Augen muss es sich nicht wirtschaftlich rechnen - man muss es sich aber leisten koennen).
Bezueglich der Kosten muss ich fuer mich aber dazu sagen, dass es zwar sichelich Dinge gibt, die ich aus den verschiedensten Gruenden gerne haette - aber anschaffen tue ich sie mir eigentlich nur dann, wenn ich der Meinung bin - es ist jetzt gerade richtig guenstig oder preiswert.
Hier im Falle der beiden Ang-Zooms fuer die Olympus (die ich auch fuer die Leica habe) bin ich zwar Liebhaber (die Optiken sind aber auch technisch sehr gut), aber gesucht habe ich sie schon ca. 2 Jahre. Jetzt kam eben das Angebot, das meinen Vorstellungen entsprach.
Und welches Verfahren billiger ist - aktuelle Technik oder die davorliegende zu haben - ist abschliessend nicht zu beantworten, da es sich hier um Hobby handelt.
Sammler zahlen fuer Dinge, die sie nur verpackt in der Vitrine stehen haben, manchmal ein Vermoegen, ohne dass ICH erkennen kann, was das fuer einen Sinn macht - aber das ist meine ganz persoenliche Meinung. Bei mir muss technisches Geraet auch benutzt werden und es muss mir Spass machen, es zu benutzen.
Aber jeder soll das so handhaben, wie es ihn gluecklich macht und wie er es sich leisten kann.
Liebe Gruesse in den WW, auch an Annelies
Wolfgang
 
Versuche mit vielen Objektiven an der GH1

Obwohl der Thread ja schon uralt ist ... schreibe ich mal meinen ersten Kommentar hier im Forum.

Nach Erwerb einer Lumix GH1 habe ich mir alle Adapter gekauft, die meine alten Leica und Minolta Objektive (39er, M Bajonett, R - ca. 12 Stück davon) an der 'neuen' Kamera verwenden lassen, da ich auch sehen wollte, wie sich alte Objektive an einer 'modernen' Digitalkamera machen. Dabei wollte ich sehen, ob man das Märchen beerdigen kann, dass man neue Objektive qua Zeichnung und Schärfe zur modernen Kamera braucht (definitiv beerdigt - gehört in den Bereich Marketing!)

Ich habe bewusst auf 2-D Test-Charts s/w und Farbe verzichtet; die kenne ich auswendig und erachte sie als nur bedingt brauchbar.

Meine Testumgebung sind reale Übergänge von Kontrasten und Farben, bzw. grossflächige, leichte (oder fachlicher ausgedrückt: Schwellwertübergänge mit <= 5% Unterschieden) Farbübergänge, z. B. eines (Tag-) Himmels vom Horizont zum Zenith. Bei den Kontrasten finde ich Katzen aus der Nähe immer das beste Objekt (wir haben eine Anzahl davon!): Haare sind meist schlimm in der Abbildung, besonders bei fast einfarbig grauen oder schwarzen Katzen, oder aber die Schnurrhaare - sie sind klein, gekrümmt und können zu sehr scharfen Übergängen (Pixelsprüngen) führen und bringen jedes Objektiv an den Rand der Verzweiflung.
Mit diesen Objekten kann man sehr schnell die Eigenheiten des Sensors, der darin werkelnden SW und die Objektive unterscheiden. Mal ganz abgesehen vom M8 Problem der schwarzen Farben mit dem IR Filter: auch andere Kameras machen aus unserem Mephisto - Kater (pechschwarz) einen dunkelbraunen Fellträger! Das viel geschimpfte M8 Problem ist damit zwar nicht entschuldigt, aber andere sind auch nur so là-là.

Von der Abbildung eines astronomischen (schwarzen) Himmels ganz zu schweigen ... den muss die moderne Kameraindustrie erst noch (er-)finden, nachdem Kodak die speziellen Filme (Platten) nicht mehr herstellt.

Mein vorläufiges Fazit: der alte 1930er Elmar f/3,5 50 mm schlägt sich prächtig in der Zeichnung, seine Farben sind eher kalt (sicherlich durch einiges blaues Streulicht) aber wohl auch durch die Verwendung der Glassorten, die M und R Objektive sehr neutral, manche extrem scharf. Wenn es an den Vergleich Minolta / Leica geht, weiss ich nicht so recht, wer hat was gerechnet / gebaut. Die beiden kurzbrennweitigen Zoom Leica / Minolta kommen sehr gleich daher in der Abbildungsgüte.

Die modernen Objektive (inkl. 14-140 mm Lumix Zoom) sind sehr warm, d.h. betonen rot und grün in einer 'angenehmen' Mischung. Früher haben wir über den 64er Kodakchrome wegen seiner krassen Farbkontraste rot-blau geschimpft, heute herrscht ein neuer Zetgeist der 'warmen' Objektive vor. Ich ziehe eher kühle, neutrale Objektive vor, bin aber wohl auch schon älter und nutze meine Leicas seit 1957, also irgendwie eingeschworen (eingerostet?).

Besten Gruss von der Sternwarte!

Arthur
 
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