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Was ist das A und O bei der Streetfotografie ...?

Rich@rd

Da fällt uns kein Titel mehr ein
... oder gibt es so was überhaupt.

Hallo Zusammen,

ich versuche mich ja gerade mal einem für mich noch völlig fremden Thema zu nähern. Wie so oft, bin ich ja ein Fotograf der Praxis. Das heißt, oftmals probiere ich etwas aus und lasse mich von meinen Gefühlen/Erfahrungen leiten. Erst im nächsten Schritt kommt dann die Theorie.

Welche Praxistipps gibt es denn rund um das Thema Street-Fotografie?

Teilt Street die Meinung von Fotografen, oder gibt es das gute Street-Bild?

Würde mich freuen, wenn Ihr mal Eure Meinungen hierzu niederschreiben würdet.

Viele Grüße
Richard

PS: Auslöser für den Beitrag war dieses Bild hier.
 
Hmmm, auch wenn Du jetzt vielleicht umfangriche, technische Tips erwartest, das wichtigste "Gerät" sind Deine Augen und ein Blick für's Wesentliche. Dazu paßt vielleicht auch, daß ich dafür gerne die kurze Normalbrennweite empfehle, also 28 mm für DX und 40 mm für FX. Sie hat die Eigenschaft, eben keine prägnante Eigenschaft zu haben und so Deine Sichtweise unverfälscht weiterzugeben.
Nicht umsonst benutzte z.B. Cartier-Bresson gerne das seinerzeit übliche 50er, wahrscheinlich aus den gleichen Gründen...

Gruß
Wolf
 
Hallo Richard,

mich fasziniert (gut gemachte) Streetfotografie ungemein auch wenn ich mich selbst noch nicht an dieses Thema heran getraut habe. Tipps kann ich Dir dementsprechend natürlich nicht geben.

Was für mich allerdings ein gutes Streetfoto ausmacht sind im wesentlichen drei Dinge.

Die kurze Brennweite wurde ja schon erwähnt. Grade in diesem Bereich finde ich es wichtig, dass der Betrachter im Geschehen ist und nicht (wie ein Papparazzi) aus der Entfernung betrachtet.

Daraus resultiert für mich auch, dass ein Bild eine Geschichte erzählen sollte. Bei anderen Bildern ist mir dies oft gar nicht so wichtig, wenn die Gestaltung stimmt, ein tolles Motiv oder sonst etwas dabei ist. Bei Street hingegen möchte ich sehen, worum es in dem Bild geht. Sei es ein besonders markantes Gesicht, eine Situation oder auch nur ein Blick/Ausdruck. Street setzt für mich den Menschen in den Vordergrund. Gern auch voyeuristisch aber nicht denunzierend.

(Bei Deinem "Streetbild" war es z.B. die Schaufensterpuppe, die Passanten waren nur Beiwerk und verwischt. Ich hätte es mir umgekehrt gewünscht)

Und zuletzt - vermutlich weil ich es einfach so gewohnt bin - sollte ein Streetfoto schwarz/weiss mit hohen Kontrasten und gern Korn sein. Deine s/w Umsetzungen gefallen mir schon sehr gut.

Die eigentlichen "Tipps" wären wohl, ein Auge für und vorhersehen des richtigen Moments zu entwickeln und vor allem zu lernen, mit den Menschen/Motiven umzugehen. Wie man dies allerdings erreicht...

Das sind jetzt nur die Punkte, die Street für mich ausmachen. Andere sehen es vielleicht anders.

Auf jeden Fall bin ich schon gespannt auf Deine Bilder!

Frank
 
Nicht umsonst benutzte z.B. Cartier-Bresson gerne das seinerzeit übliche 50er, wahrscheinlich aus den gleichen Gründen...

...er benutzte auch eine kleine, unauffällige Kamera. Ich stelle immer wieder fest, dass eine große DSLR sehr schnell wahrgenommen wird und ein "unbeobachtetes" Teilhaben am "echten" Leben schwer fällt. Aus diesem Grund...

Die kurze Brennweite wurde ja schon erwähnt. Grade in diesem Bereich finde ich es wichtig, dass der Betrachter im Geschehen ist und nicht (wie ein Papparazzi) aus der Entfernung betrachtet.

...ist diese Aussage (der ich eigentlich zustimme) häufig - für mich - schwer umzusetzen. Deshalb bevorzuge ich bei meinen gelegentlichen Ausflügen in dieses Genre eher das leichte Tele (zB 85er oder 105er). Hinzu kommt, dass meinem höchstpersönlichen Geschmack die Möglichkeit des Einsatzes selektiver Schärfe und des Freistellens bei Telebrennweiten mehr entgegenkommt. Aber vielleicht leiste ich mir doch irgendwann eine M9 mit einem lichtstarken 35er und ziehe los wie weiland HCB....(ohne je dessen Ergebnisse erreichen zu können)

Und zuletzt - vermutlich weil ich es einfach so gewohnt bin - sollte ein Streetfoto schwarz/weiss mit hohen Kontrasten und gern Korn sein. Deine s/w Umsetzungen gefallen mir schon sehr gut.

Das mag natürlich daran liegen, dass man als fotografisch vorgebildeter und interessierter Mensch HCB u.s.w. kennt und sich daran orientiert. Ich würde das aber nicht so einseitig sehen - es gibt mE viele Street-Situationen, wo Farbe besser geeignet ist als s/w - ich denke nur mal an exotische locations, bei denen das Leben einfach "bunter" ist.

Gruß, Holger
 
Exakt so wie Holger sehe ich die Sache.
Ich sehe mich manchmal schon als Störenfried, wenn ich mit der Cam Menschen mit anvisiere die ja eben das Streetfotografiebild ausmachen.
Meist habe ich deshalb auch mein 105 er drauf, das dann ja auf DX knapp 160mm hat.

Gruß, Stefan
 
Ich denke grade das ist (einer der) Umstand(e), die Street so schwierig macht. Eben die Interaktion mit dem Motiv. Die "deutsche Mentalität" macht es nicht grade leichter.

Vor dem Auslösen zu fragen, verbietet sich in vielen Fällen von selbst und hinterher ist es oft problematisch. Hinzu kommt ja noch, dass wohl die wenigsten Passanten auf die Schnelle einen Release-Vertrag unterschreiben werden. Dies ist aber wohl ein anderes Thema...

Die Frage ist sicher auch, was man darstellen möchte. Will ich den Menschen mehr oder weniger isoliert von seinem Umfeld darstellen, ist ein leichtes Tele durchaus angebracht. Hier sind die Grenzen zum Portrait allerdings fliessend. Geht es aber um den Menschen in seinem Umfeld (der Strasse) rückt das Weitwinkel meiner Meinung nach immer mehr in den Vordergrund.

Zumindest mir geht es so, dass Streetfotos, die mich wirklich fesseln sehr oft in diesem Brennweitenbereich und geringem Abstand entstanden sind. Das ist natürlich mein völlig subjektiver Eindruck.

Grüsse
Frank
 
Hallo Richard,

da ich mich mit Street kaum auskenne, kann ich dir auch keine konkreten Tipps geben, aber das mit dem unauffällig ist sicherlich ein Punkt. Aber deine neue Nex in Kombi mit einem kleinen 28mm oder so ähnlich ist sicherlich ideal dafür.

Gruss
Michi
 
Hallo Zusammen,

vielen Dank erst mal für die zahlreichen Kommentare hierzu. Mit den von mir eingestellten Bildern zum Thema Street und in diesem Beitrag sind schon ein paar ganz wertvolle Hinweise hinzugekommen.

Vielleicht mal was ich unter Street verstehe. Es soll die Umgebung und Mensch in deren täglichen Umfeld widerspiegeln. Ich persönlich ordne dies jetzt auch eher (Groß-)Städten zu und weniger dem ländlichen Leben. Auf dem Bild selber sollte die Umwelt sowie die Akteure zu sehen sein. Alles muss spontan entstehen und darf nicht gestellt sein. Ist der Mensch zu nah, dann würde ich es eher in Portrait einordnen und wenn das Umfeld zu bedeutend wird, dann vielleicht sogar in Architektur.

Die Wahl der Brennweite wird sich dann aus meiner Sicht zwischen 28 bis 135mm einpendeln. Darunter wird es dann vermutlich sehr schwierig aufgrund der natürlichen Verzeichnung in dem Bildwinkelbereich. Darüber würde ich es dann eher wieder direkt in den Bereich unauffälliges Beobachten zuordnen und tendenziell vermutlich eher wieder Richtung Portrait.

Nah ran wäre theoretisch sehr gut, soweit ich es mich trauen würde und auch beherrschen könnte. Die Ausrüstung spielt aus meiner Erfahrung eine entscheidende Rolle. Eine große DSLR mit beispielsweise einem 24-70er Zoom oder selbst ein 35/50er FB verschreckt sehr schnell die Menschen hier in Deutschland. Was kleines Unauffälliges ist hier schon besser.

Die Frage die ich mir jetzt stelle - alle Rahmenbedingungen wie eigene Scheu, Rechtliches, etc. ausgeblendet - ob nur ein Bild in mitten dem Geschehen, also mit Weitwinkel oder normaler Brennweite, ein wahres Street ist oder sind es auch die wo die/der Fotograf(in) etwas weiter weg steht. Bei einigen Anlässen wird sich vermutlich die Frage noch größerer Brennweite gar nicht stellen, wenn sehr viele Menschen zusammenstehen oder der Ort des Geschehens - enge Gassen, Räume, etc ... - gar nicht zulassen.

Technisch muss es nicht immer perfekt sein und auch Unschärfen könnten der Bildaussage gut tun. Also quasi die mögliche Bewegung oder sogar vielleicht Hektik besser widerspiegeln.

Bei S/W oder Farbe bin ich offen. Möglicherweise lenken Farben in einem Bild mehr ab, aber sie können auch die Stimmung besser vermitteln. Hier würde ich stark tendieren was es für ein Motiv ist.

Was mir persönlich nicht ganz klar ist, wo jetzt beispielsweise dann Hunde an einer Leine oder z.B. nur Schuhe einzuordnen sind. Ich glaube dass es in dieser Kategorie ein Grauzone gibt/geben muss. Oder wie seht Ihr das?

Viele Grüße
Richard

PS: Vielleicht doch ein technischer Tipp am Rande. Was ist neben der bereits genannten Brennweite für einen Blendenöffnung die Ideale.
 
Mmh, Street-Live, das ist Leben, auf der Straße, zunächst trivial. Solche Fotografie erzählt immer eine Geschichte oder auch nur kleine Begebenheit, lebt häufig von Gegensätzen, ist nie arrangiert oder gestellt sondern eine Momentaufnahme aus dem Leben, oft überraschend, blitzschnell, manchmal nachdenklich, manchmal voyeuristisch, keineswegs bloßstellend oder verletzend, niemals im Papparazzi-Stil. Kein Blitz, keine arrangierte Beleuchtung. Idealerweise aus der normalen menschlichen Perspektive betrachtet (deswegen wohl nicht mit Tele- oder Weitwinkel gemacht).
In Deutschland oft sehr schwierig...leider.
Was mir so dazu einfiel
Klaus
 
Hallo!

Streetphotographie... Hmm... da waren viele gute und nützliche Anregungen dabei. Aber ich bin der Meinung, dass sich alles in dem Bereich so schnell wandelt, dass man, als Fotograf, sich auf jede Situation einzustellen hat. Daher würde ich mich auch nicht auf eine Brennweite festlegen. Durch die Hysterie "huch, ich werde fotografiert!" bis hin zu "no Press please!" sind Teleobjektive oder lange Brennweiten unumgänglich. Nicht alleine schon, um ungewolltes Beiwerk im Hintergrund zu verbannen. Aber auch kurze Brennweiten um "das Ganze" zu bannen, den "Magic Moment" zu erfassen und ihn zu erklären.

Soviel Info´s wie nöig, so wenig Störungen wie möglich!

Ansonsten finde ich gerade Schwarz/Weiss in der Streetfotografie sehr interessant, da die Farben auch ablenken, durch ungewollte Akzentsetzung. Auch die Akzentsetzung in der berühmten 2/3-Regelung finde ich wichtig, das der Reiz nicht untergeht oder das Ambiente zerstört.
Ich kann nur schreiben, auf was ich Wert lege, wenn ich im Bereich der Streetfotografie unterwegs bin. Aber auch hier: Keine Regel ohne Ausnahme. Ich habe auch schon farbig fotografiert, wenn der Federschmuck der Indianer-Folklore-Musiker sehr farbenfroh sind und/oder ein Blumenbuket sehr schön als Akzent dient. Auch habe ich da gerne ein "Suppen-Zoom" dabei, um eine Geschichte vom Detail zum Ganzen dokumentieren kann.

Gruß, Stefan
 
Hallo.

Ich bin - wie Holger - ein Anhänger der mittleren Telebrennweiten, im meinem Fall dem 85er am Kb-Format. In Ausnahmefällen können auch längere Brennweiten helfen, aber nicht, um unbeobachtet zu bleiben, sondern wegen der größeren Reichweite. Das 85er finde ich ideal, weil sich auf kürzere Distanzen (2 - 5 m) gut Einzelpersonen und kleine Gruppen isolieren lassen, aber der Bildwinkel nicht so eng ist, dass bei größeren Distanzen die Übersicht verloren geht.

Hier mal zwei Beispiele, was ich damit meine:

Eine Interaktionen zwischen zwei Personen, aufgenommen von der anderen Strassenseite der einspurigen Strecke:
Foto02.JPG


Nach dem großen Regen: durchgeweicht auf dem Weg nach Hause:
Foto05.JPG


Beides in Heidelberg entstanden, im Sommer 1993. Damals erschien mir das Fotografieren auf der Strasse wesentlich entspannter. Nicht jeder rannte mit einer Kamera herum, SLRs waren selten. Dementsprechend waren die Reaktionen auch eher erstaunt als ablehnend. Heute erlebe ich das leider anders.

Grüße

Matthias
 
... Daher würde ich mich auch nicht auf eine Brennweite festlegen ...

Hallo Stefan,

technisch sehe ich es wie Du. Wenn ich es jetzt aber mal künsterisch betrachte, dann würde ich die 'meine' ideale Brennweite sehen. Dies gibt dann immer die selbe Herangehensweise und spiegelt auf lange Sicht einen gewissen Stil.

... sind Teleobjektive oder lange Brennweiten unumgänglich ...

Um ungestört(er) zu arbeiten ist das sicher richtig. Mir persönlich gefallen auch die Aufnahmen mit langen Brennweiten, wobei ich dies jetzt persönlich nicht gleich mit Street verbinden würde. Mein Wunsch/Anspruch ist schon eher mitten im Geschehen dabei zu sein. Aber dies ist sicher eine sehr hohe Schule ...

Viele Grüße
Richard
 
Hallo nochmal!

Ja, ungestört zu fotografieren wird auf der Strasse schwierig. Daher hatte ich mir mal überlegt, dieses Trick-Objektiv(?) von HAMA zu kaufen, wo ein Spiegel in 90°-Stellung verbaut ist.
Denn wichtig für die Streetfotografie ist für mich, ungestellte Foto´s aus dem Leben zu machen. Meinetwegen mit kleiner Blende, viel Tiefenschärfe und der dazu gehörenden Bewegungsunschärfe. Dann kommen für mich Dynamik und "eine Geschichte im Hintergrund" auf den Chip...

Gruß, Stefan
 
Nein, damit ist für mich eine rote Linie überschritten. Man sieht den Fotografen, der aber sein Motiv täuscht, indem er in eine andere Richtung schaut.
Möglich, dass es hierzu andere Meinungen gibt, für mich ist eine solche Vorgehensweise aber völlig unmöglich. Wenn das „Opfer“ oder andere Leute dann bemerken was da vorgeht, wie will man das dann erklären?
Viele Grüße
Klaus
 
Hallo Stefan,

also ich würde es bevorzugen, wenn die Akteure es schon mitbekommen würden/könnten. Natürlich am besten erst ein paar Zehntelsekunde nach meiner Auslösung. Mir geht es weniger darum, dass es gar keiner mitbekommt, sondern dass es keine gestellten Bilder werden. Also ich würde es nicht einsetzen.

Gruß Richard
 
Okay, es war ja nur eine Überlegung, ein Gedankenanstoß. Aber dann ist ein langes Tele auch verwerflich.

Aber hier sehen wir, wie die Street-Fotografiererei am Scheideweg steht. Vor 10-20 Jahren hat sich kaum einer daran gestört, fotografiert zu werden. Heute hast du als Fotograf (nicht als "Knipser"!) es echt schwer, anständige Fotos zu machen. Ich meine damit richtige Foto´s und keine Schnappschüsse aus "der Hüfte" raus. Entweder stößt du auf echten Widerstand, den ich respektiere und das Foto eben nicht mache, oder man bekommt gestellte, unrealistisch wirkende Fotos. Ungestört Fotografieren kann ich nur noch bei öffendlichen Event´s, wo der Besucher fest damit rechnen muß, dass er fotografiert wird. Aber geht mal an einem normalen Wochentag in die Stadt, zum Beispiel zum Wochenmarkt und probiert da mal zu fotografieren. Entweder hat man eine Handtasche oder einen Schirm 0,78mm vor der Linse, kurz bevor es einschlägt, oder man wird mit Fragen durchlöchert und es wird sich bewusst in Szene gesetzt. So habe ich es erlebt, und das ohne Stativ oder Blitzanlage.
So ist bei uns hier die Lage. Das habe ich leider erleben müssen. Teilweise sind die Leute so aggresiv geworden, das ich keine Lust mehr hatte, mich zu rechtvertigen. Da packe ich lieber zusammen und lasse es sein. Ich habe dabei nicht direkt auf diese Leute draufgehalten, nein, es waren Passanten, die garnicht fotografiert, noch nicht mal in deren Richtung fotografiert wurde, ich stand mit dem Rücken zu denen!
Ich sehe diese Problematik auch in anderen Foren, z.B. bei der Eisenbahnfotografierei, wo Foto´s von Dampfspektakel gezeigt werden. Da werden Gesichter verpixelt, Kennzeichen unkenntlich gemacht und weiteres. Ich wage es sogar, von einer regelrechten Hysterie zu sprechen.
Es mag ja sein, das es seine rechtliche Richtigkeit hat, aber wenn es so weitergeht und es sogar schlimmer wird, stirbt die Sreetfotografiererei.
Denn ich mache die Bilder für mich, und nicht für irgendeine Argentur. Ich verdiene kein Geld mit den Gesichtern anderer Leute.

Gruß, Stefan
 
Okay, es war ja nur eine Überlegung, ein Gedankenanstoß. Aber dann ist ein langes Tele auch verwerflich.
...
Gruß, Stefan

Hallo Stefan,
sehe ich genauso, das geht in Richtung Paparazzi Fotografie. Der viel zitierte Meister der Streetfotografie, Henri Cartier Bresson, hat sehr viel mit einer Leica und 50 mm Normalobjektiv gemacht. Schnell, unauffällig und niemals herabwürdigend. Es ist ein Unterschied, ob man mit einer kleinen kompakten Kamera arbeitet, oder mit einer „dicken“ und lauten Spiegelreflex.
Es stimmt auch, dass Streetfotografie in Deutschland extrem schwierig ist. Wen wundert's, von Aldi bis zur U-Bahn wird das Leben überwacht und kontrolliert. Die Menschen stehen im Dauerverdacht Diebe oder Terroristen zu sein und wollen nicht noch von Unbekannten eine Kamera vor die Nase gehalten bekommen.
Streetfotografie geht in Italien, Japan (Vorsicht, da stellen sich die Leute auch noch in Pose) oder in NY, um einige Beispiele zu nennen, hier bei uns wohl eher nicht.
Viele Grüße
Klaus
 
Es mag ja sein, das es seine rechtliche Richtigkeit hat, aber wenn es so weitergeht und es sogar schlimmer wird, stirbt die Sreetfotografiererei.
Denn ich mache die Bilder für mich, und nicht für irgendeine Argentur. Ich verdiene kein Geld mit den Gesichtern anderer Leute.

Die Street-Photographie in Deutschland stirbt nicht, die ist längst tot, schlicht, weil jeder schon mal was vom "Recht am eigenen Bild" gehört hat. In Deutschland herrschen nun einmal Paragraphen und nicht der gesunde Menschenverstand.
Was nützen mich Bilder, die ich ohne schriftliches Model-Release niemandem (und ich meine wirklich niemandem, auch nicht in Foren!!!) zeigen, schon gar nicht verkaufen kann? Nichts.
Was geht, sind Stimmungen, die Menschen nur als Randerscheinungen einer betonierten Welt zeigen, unscharf, nicht zu erkennen, weil von hinten abgebildet, verwischt... Da lasse ich mir dann auch nicht reinreden und dumme Fragen ignoriere ich...

Reportagefotografie auf Veranstaltungen (das hat dann auch nicht mit "Street" zu tun) sind wieder eine andere Kiste: Öffentlicher Platz, öffentliches Interesse, zeitnahe Berichterstattung...

Gruß
Wolf
 
Das A der Street Fotografie ist die Beobachtung von "Action", wie auch immer die aussieht.
Das O ist das Staunen der Betrachter über die Fähigkeit des Fotografen durch seinen Blick Erkenntnisse gewinnen zu können.
HCB ist nur einer von vielen, René Burri in seinem Buch "Die Deutschen" ein anderer Meister.

Von irgendwelchen rechtlichen Bedenken lasse ich mich nicht mehr ängstigen, meine eher seltene Streetfotografie betreibe ich ungeniert - und behalte sie für mich.
Traurig aber wahr, wie eine Gesellschaft aus vermeintlichen und tatsächlichen Schutzbedürfnissen den Kreativen die Augen verbindet und sich den Blick in den Spiegel verwehrt.

Gruss,
karls
 
Hallo.

Von den "Periskop-" oder Teleobjektiven halte ich auch nichts, das hat für mich etwas hinterhältiges. So, als würde ich mich nicht trauen, als Fotograf erkannt zu werden. Auch wenn die Intention, die Situation geringsmöglich zu beeinflussen, sicherlich die richtige ist.

Ich finde die Stimmung in Deutschland auch extrem anstrengend. Neulich, bei Bildern der Schneemassen in unserer Kleinstadt, kam ein ca. Fünfzehnjähriger extra 30 m durch die Fußgängerzone zu mir zurück gelaufen, um mir zu erklären, dass ich ihn nicht fotografieren dürfe. Er habe vom Persönlichkeitsrecht in der Schule gehört. Meine Rückfrage nach Panoramafreiheit und KUG $22 konnte er allerdings nicht einordnen ... Da ich mit 35 mm unterwegs war, er aber 30 m entfernt, konnte ich ihm nicht einmal zeigen, dass er nicht mein Motiv war.

Durch die Unwissenheit vieler, durch die ständig breit getretenen Einzelfälle von (selbstverständlich zu verurteilendem) Missbrauch, die Diskussionen um Google StreetView und die Unterschicht-TV-Sendungen über das "böse Internet" glaubt heute jeder, bedroht zu sein. Der gesunde Menschenverstand ist da, wie Wolf richtig schrieb, schon längst Geschichte.

Sicherlich hat auch die Inflationierung dazu beigetragen. Jeder rennt heute mindestens mit einem Kamerahandy herum, die Facebook-infizierten Kiddies können ohne permanente Dokumentation ihrer Abstürze scheinbar nicht mehr existieren. Vor 15 Jahren war ich in Heidelberg war ich der einzige in Sichtweite mit einer SLR - und somit eher ein Unikum als ein Ärgernis oder gar eine Bedrohung.

Schade eigentlich.

Grüße

Matthias
 
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