Hallo,
leider kann ich aus beruflichen Gründen derzeit nur sporadisch vorbeischauen.
Die Frage nach dem 1,2/85 ist schon spannend. Ich hatte mal einen Vergleich gelesen, aber den habe ich nicht mehr. Spontan bin ich unschlüssig, ob die optische Konstruktion unverändert übernommen wurde.
Bei der Vorstellung der neuen Objektivreihe im Sommer 1979 wurde Wert darauf gelegt, zu betonen, dass die FDn-Objektive gegenüber den Chromringobjektiven neu konstruiert und berechnet wurden, um Gewicht und Umfang einzusparen. Das 1,4/50mm beispielsweise wurde um 1/5 leichter. Das 1,2/85 war 1979 noch nicht erneuert, 1980 gehörte es im Canon-Katalog (neben den Superweitwinkelobjektiven und den Supertelebrennweiten) zu den letzten Chromringobjektiven, erst 1981 kam es ins Programm-Handbuch.
Bei den technischen Daten hat sich lediglich das Gewicht verändert - die neue Version wiegt 680 Gramm gegenüber 756 Gramm des Chromringmodells. Die Baulänge mit 71mm und der Filterdurchmesser mit 72 mm blieben gleich. Auch die SSC-Vergütung blieb unverändert, obwohl sie auf den FDn-Fassungen nirgendwo mehr vermerkt sind, weil inzwischen selbstverständlich. Die asphärische Linse ist auch an derselben Stelle geblieben (etwas anderes machte auch wenig Sinn).
Außer der optischen Wirkung (Belederung, Finish), die entweder in die F-1-, EF- und FTb-Ära verweist oder das neuere Modell zu AE-1 und Co, T-90 und F-1N, sind es eher praktische Aspekte. Nach meiner Erfahrung lässt sich das neue Objektiv leichter einstellen als die alte Version (da kommt es aber jeweils auch auf den Zustand des Exemplares an), was sich bei dem Gewicht und Umfang deutlicher auswirkt als etwa bei einem 50er.
Zudem haben die Canon-Konstrukteure (für Überraschungen immer gut) beim ersten 1,2/85 auf ein Gegenlichtblendenbajonett verzichtet und auch keine passende Klemm- oder Einschraubblende geliefert. Ein Unding, ehrlich. Die neue Version hat das Teil dagegen spendiert bekommen. Diese lässt sich aber nicht an der alten Version montieren.
Zum Glück kann man ein Originalteil von Canon nutzen und dabei fast stilrein bleiben und muss nicht auf ein Kunststoffteil eines Fremdherstellers zurückgreifen. Denn genau pasennd ist die Metallgegenlichtblende zum Einschrauben, die mit dem EX 125/3,5 geliefert wurde, ein zugegeben etwas exotisches und seltenes Satzobjektiv zu den Ende der 60er Jahre favorisierten EX-EE und EX-Auto SLRs von Canon.
Die Gegenlichtblenden mit 72mm Durchmesser werden zum Glück hin und wieder separat versteigert, bis vor kurzem sogar noch zu erträglichen Preisen.
Eine klare Empfehlung kann ich nicht abgeben. Ich selbst habe nur die erste Version des 1,2/85 und nutzen es an allen Kameras. Allerdings kommt es wirklich nur in Notfällen zum Einsatz, meist liefert das 1,8/85 oder das 2,0/100 genauso gute oder besere Ergebnisse.
Denn man muss sich bewusst sein: Mehr noch als beim 1,2/50 oder 1,2/55mm kommt es beim 85er Tele bei offener Blende 1,2 auf extrem genaues Scharfstellen an. Wer nur etwas fehlsichtig ist, wird reihenweise falsch scharfgestellte Bilder heimbringen. Da empfiehlt sich sogar für die F-1N die Nutzung des 6-fach Lupensuchers oder einer Sucherlupe. Aber das widerspricht wiederum dem schnellen Available-Light-Einsatz. Wie immer also ein Kompromiss.
LG, Thomas