Grade hier angemeldet und schon was zum Thema "Wald" und "Urwald" gefunden - nicht schlecht.
Grauer Wolf du kennst dich ja mit dem Fotografieren im Wald ziemlich gut aus, das trifft sich gut: ich fotografiere nämlich selbst am allerliebsten im Wald, bin allerdings ein absoluter Anfänger, grade was das Fotografieren mit DSLR-Kamera betrifft, hab meine D80 vor etwa 8 Wochen gekauft und schon ein paar Bilder gemacht...
Hier mal ein Bild aus dem Nationalpark Bayerischer Wald, Urwaldgebiet "Mittelsteighütte"
f10,0
2 Sekunden
ISO 100
Weißabgleich "Bewölkter Himmel"
Matrixmessung
Stativ
Die Farben gefallen mir persönlich nicht so gut, zu stark gesättigt (irgendwie alles etwas zu grün), hatte bei Bildoptimierung "Brillant" eingestellt (vielleicht etwas zu brillant...) allerdings entsprachen die Farben in den anderen Einstellungen zur Bildoptimierung (Normal, Intensiv usw.) noch weniger dem, wie es tatsächlich aussah...
Grauer Wolf: Vielleicht hast du einen Tipp, mit welchen Einstellungen ich mich den Farben, wie sie tatsächlich aussahen, mehr annähern kann? Hatte bei dem Bild auf Matrixmessung eingestellt, wie und wo hättest du bei einer Spotmessung belichtet?
Gruß Thominski
Hallo Thominski!
Bist Du etwa in dieser schönen Gegend zuhause?
Wenn ja, beneidenswert...
Zu allererst, unabhängig von den Einstellungen: Du hast einen guten Blick für Waldszenen!
ASA, Zeit und Blende sind o.k., wenn kein Wind geht und der Boden fest ist (Kein weicher dicker Streu oder Schlamm). Scheu dich aber nicht, falls erforderlich, in Hoch-ASA Bereiche vorzustoßen. Ich fotografiere fast täglich mit 800 oder 1600 ASA, weil der Untergrund zu weich ist und ein Stativ nicht taugt. Das so oftmals beklagte Rauschen ist halb so wild und paßt gut zu Schlechtwetter-Motiven, die ja den Reiz ausmachen. Bei eitel Sonnenschein kann ja jeder...
Was Deinen Bildern gar nicht guttut, ist der Weißabgleich und die viel zu hohe Farbsättigung.
Ich empfehle immer den Standard-Tageslicht-WB (= Volle Sonne), der bei Sonnenschein keinerlei Zicken macht und bei regnerischem Wetter die Stimmung erhält. Die Sättigung sollte eher zurückhaltend sein. Die Natur ist selten "knatschbunt". Wenn Du viel draußen bist, hast Du bestimmt gesehen, daß untersättigte Farbtöne eigentlich die Regel sind. Selbst sattes Blattgrün kommt auf gerade mal 50% Sättigungsgrad (leg mich jetzt nicht auf die genauen Prozente fest).
Das optimale Ausgangsmaterial für hochklassige (Wald-)Fotos ist und bleibt RAW. Auch wenn die Meinung nicht unbedingt geteilt wird, schwöre ich aus einigen Gründen auf UFRaw/GIMP. Nach einigen Versuchen (es waren schon
etliche Arbeitsstunden
) habe ich damit folgendes hinbekommen:
- Farben: Mit der Natur absolut identisch
- Kontrast: Weich und natürlich
- Volle Ausnutzung des möglichen Belichtungsumfanges der Cam (ca. 10 Blenden, bei JPG out of Cam verlierst Du ca. 2 F Umfang)
- Marginales Rauschen bei höchster Detailwiedergabe bis 1600 ASA: Echte Gebrauchsempfindlichkeit. Auch "gepushte" 3200 ASA sind durchaus sehr brauchbar.
- Rasiermesserschärfe ohne jegliche Artefakte (wirkt eher wie ein Kodachrome 25 als digital)
- Weißabgleich = Camera WB (Volle Sonne wird übernommen)
oder Manual WB 4820K (nicht wundern, ist schon o.k. UFRaw rechnet nicht mit Schwarzkörperstrahlung).
- ICC-Kameraeingangsprofil. Da muß man schon mal ein bißchen probieren. Das, welches eigentlich zur Cam gehört, muß nicht das beste sein.
- BaseCurve benutzen, z.B. Fotogenetics ev3_42. Muß ggf. nachjustiert werden.
- AdobeRGB als Arbeitsfarbraum, in den das fertige Bild nach GIMP exportiert wird.
- Bei den Korrekturkurven reicht dann meistens lineare Wiedergabe, ggf. eine leichte S-Kurve
Ich habe mit diesem Workflow (zum Schärfungsskript (da sind noch ein paar Kompensations-Algorithmen drin) schweige ich mich allerdings aus
. Tip: Lieber mehrmals schwach als einmal stark schärfen!) das, was ich den analogen Look nenne: ein filmähnliches Verhalten der Gradationskurve und eine filmanaloge Schärfe ohne die für die Unscharfmaske typischen, feinen Kanten, die ich als scheußlich empfinde.
Noch eines! Dreh der Matrixmessung den Hals um. Ich weiß beim besten Willen nicht, was daran so toll sein soll. Die MM führt ein unerträgliches Eigenleben und versucht ständig, irgendwelche Kontraste plattzubügeln. Außerdem hat das Teil bei mir zu jeder Menge Ausschuß geführt, weil ich einfach nicht dahinterkam, wie die reagiert. Kurzum: Der klassische 10mm-Meßkreis für Automatik, der 6er-Kreis oder der Spot für manuelle Messung gepaart mit NACHDENKEN sind immer noch das beste. Und das wird auch so bleiben, egal was die Software-Leute produzieren.
Um jederzeit blitzschnell korrigieren zu können, habe ich das hintere Rad von der Plusminus-Taste entkoppelt: Es ist
immer aktiv! (Individualeinstellung). Meine Zeitautomatik ist also eigentlich mehr eine Art manuelle Messung mit Kompensation von Lichtschwankungen bei ziehenden Wolken etc...
Beim
1. Bild hätte ich einfach die Zeitautomatik mit dem 10er benutzt. Die Lichtverhältnisse sorgen von Haus aus dafür, das die Bildpartien in den richtigen Zonen landen.
Beim
2. Bild gäbe es 2 Möglichkeiten: Selektivmessung mit dem 6er auf das sonnenbeschienene Fall-Laub (Zone V) oder Spotmessung auf das lichtgrüne Laub im Hintergrund (Zone VI, sprich gegenüber dem Meßwerte 1 Blende überbelichten).
Wenn Du keine Möglichkeit oder keine Lust zur RAW-Entwicklung hast, dann hier als Tip meine JPG-Einstellung (JPG nehme ich mit Bauchschmerzen schon mal, wenn's
sehr pressiert, sprich "ready to print"):
Optimierung:
BENUTZERDEFINIERT!!!
- Scharfzeichnen +1
- Tonwert -1
- Farbraum II (AdobeRGB)
- Farbsättigung 0
Weißabgleich:
- Volle Sonne
Ich benutze allerdings eine D70s. Ich weiß nicht, ob die Menüs identisch sind.
Die leichte Tonwertreduzierung vermeidet Probleme bei hartem Licht. Man kann die Kontraste im nachherein leicht etwas anheben, wenn man will, aber ausgefressene Lichter und abgesoffene Schatten durch zu harte Basis-Einstellung lassen sich nicht retten.
Merke: Die Kamera bettet
kein Profil ein! Das Adobeprofil der JPGs mußt Du dann mit einem externen Programm FESTLEGEN, auf keinen Fall konvertieren!
Stichwort AdobeRGB. Auch wenn die Meinung oft nicht geteilt wird, wenn man hochwertige Ergebnisse will, führt kein Weg drum herum. sRGB schneidet brutal einen Großteil der feinen Grün-, Cyan- und Blautöne ab, die in der Natur so häufig sind und die die Kamera eigentlich problemlos wiedergeben kann. Denke mal alleine an die unendlichen vielen Laubschattierungen je nach Art und Lichteinfall. Diesen Effekt sieht man sogar deutlich auf einem
guten Bildschirm! sRGB ist im schlechtesten Sinne der kleinste gemeinsame Nenner.
Voraussetzung ist natürlich einer durchgehender Workflow mit Farbmanagement. Nur für's Web sollte man in sRGB konvertieren.
Habe ich was vergessen? Wenn ja, frag einfach.
Ich hoffe, ich konnte Dir ein bißchen helfen.
Gruß
Grauer Wolf