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"Gestaltungsregeln"

Hallo zusammen

Auch für mich könnte dieser Thread ein grosser Gewinn sein. Ich merke an mir häufig, dass ich vor lauter Begeisterung über ein Motiv bei der Aufnahme gar nicht mehr auf die Bidlgestaltung achte, und nachher denke ich mir dann: Hätte ich mal. Mit so einem Mitmachthread könnte ich einerseits sehen, wie es geht, und andererseits Rückmeldungen konzentriert auf den einen Aspekt der Bildgestaltung zu eigenen Bildern erhalten.

Viele Grüsse
Jörg
 
Hier mal ein Bildbeispiel, anhand dessen man diverse gestalterische Dinge studieren kann. Wahrscheinlich denkt man sich nichts dabei, wenn man das Bild „einfach so“ ansieht. Es entstand aber nicht zufällig, sondern war durchaus geplant, soweit die Situation das zulässt, denn auf Model und Fotografin hatte ich keinen Einfluss.

Der Ankerpunkt dürfte hier die Kamera der Fotografin sein, von hier geht alles aus. Sie liegt kontrastreich im hellen Bereich und wird vom Auge sofort angesteuert. Sie liegt auch auf der horizontalen Linie im goldenen Schnitt (Hilfslinie). Das Bein des Models liegt auf der vertikalen Linie des goldenen Schnitts. Es sind die entscheidenden Bildteile, die erklären, was hier passiert. Ein (unsichtbares) Band zieht das Auge des Betrachters geradewegs zum Bein des Modells. Erst der zweite Blick (ausgehend vom Ankerpunkt) gilt dem Mann, der gelangweilt weg blickt. Die drei Personen bilden ein Dreieck. Wir finden Diagonalen in den Schatten, die fast senkrecht auf die Wasserkante zulaufen, die wiederum eine Diagonale bildet. Hier habe ich solange gewartet, bis die Wasserkante genau den Fuß des Models erreicht hat und Model und Schatten symmetrisch teilt. Schließlich entsteht Balance, da die dunklen Anteile deutlich kleiner als die hellen sind.

Gruß
Klaus

Composition.jpg
 
@Dicki:

Jau, so in der Art passt das schon, das wäre ja ein Workshop. Allerdings muss das m.E. einer moderieren, und zwar einer, der weiss, worum es geht (und der auch eine ausreichende Reputation in diesem Forum hat). Zeigen und/oder zur Not aus einem passenden Fotobuch abpinseln könnte ich das auch, nur wie lange reicht dann das Pulver, wenn die ersten Teilnehmer-Fotos kommen...? :z04_repa:

Viele Grüsse
Marc
 
Hallo.

Ein sehr interessantes Thema. Sicherlich gibt es ein paar Naturtalente, die intuitiv und ohne Kenntnis der "Regeln" alles richtig machen. Ich kenne keines dieser Talente. Die "Regeln" basieren ja grösstenteils auf unseren Sehgewohnheiten, also letztlich auf dem, was wir als "harmonisch" empfinden. Dagegen kann man natürlich verstossen, ich meine allerdings auch, dass man das bewußt tun sollte.

Ich wage mich dann mal mit einem Bild hier hinein [Edit: Klaus war schneller, das hat sich überschnitten - sorry]. Zentralpespektive, Hell/Dunkel-Balance, Horizontlinie ... legt mal los:

Scheveningen.jpg


Viele Grüße
Matthias
 
Hi,

ich habe auch diverse Bücher über diese "Regeln" und in einem Buch war die letze Regel:

"Breche mit den Regeln, sei kreativ"

in diesem Sinne und "Gutes Regeln"

Gruß
Gerd
 
Hallo Klaus.

Sehr interessant finde ich bei Deinem Bild, dass sich die Hüftlinie der beiden stehenden Personen beinahe in der Bildmitte (horizontal) befinden, und Deine Regeln trotzdem fotografieren.

Grüße
Matthias
 
Hallo.

Ein sehr interessantes Thema. Sicherlich gibt es ein paar Naturtalente, die intuitiv und ohne Kenntnis der "Regeln" alles richtig machen. Ich kenne keines dieser Talente. Die "Regeln" basieren ja grösstenteils auf unseren Sehgewohnheiten, also letztlich auf dem, was wir als "harmonisch" empfinden. Dagegen kann man natürlich verstossen, ich meine allerdings auch, dass man das bewußt tun sollte.

Ich wage mich dann mal mit einem Bild hier hinein [Edit: Klaus war schneller, das hat sich überschnitten - sorry]. Zentralpespektive, Hell/Dunkel-Balance, Horizontlinie ... legt mal los:

Anhang anzeigen 101811

Viele Grüße
Matthias

Hallo Matthias,
bei so einem Werk ist wirklich genaues Arbeiten angesagt! Das Bild ist unsymmetrisch! Die Geländer links und rechts beginnen nicht gleich und die Planken kippen nach links! Bei so einem auf Symmetrie aufgebautem Bild ist das ein "No Go"!

Gruß
Gerd
 
Ja ja, sag ich doch... ;)

Viele Grüsse
Marc
 
Von einem bekannten Fotografen, ich weiß allerdings nicht mehr wer es war (Feininger oder AA vielleicht), habe ich mal folgende Episode gelesen. Er war in einer Ausstellung eines anderen Fotografen unterwegs und stand vor einem Foto, das das Meer zeigte und er sagte sich: "Warum hat der Fotograf nur den Horizont in die Mitte gelegt. Das ist doch langweilig." Und in dem Moment kam ihm auch schon die Erkenntnis: "Genau das wollte der Fotograf zeigen. Das Öde, die Eintönigkeit, das Graue."
Es war Andreas Feiniger...

Nun also: Wer traut es sich zu, so einen Workshop aufzuziehen?
Ich täte mich (heute!) damit schwer, weil ich a) gar nicht mehr bewußt drüber nachdenke, was ich mache, und b) auch von chinesischer und japanischer Malerei geprägt bin, also nicht immer auf europäischen Sehgewohnheiten aufbaue. Oft werden auch Regeln nachträglich in Bilder reininterpretiert. Wenn ich aber ein Bild finde, das sich für die Erklärung von "Regeln" anbietet, will ich's gerne zeigen. Ist nur eben nicht planbar...

Gruß
Wolf
 
Hi,

es doch so wie immer: Wie mache ich ein "gutes Foto" ...

Das Problem hier ist das selbe wie bei Malereien: Siehst Du ein Gemälde mit zwei Strichen und es ist von Picasso, dann "Wow, der hat was drauf, toll", ist das selbe Gemälde von Hansi Irgendwer, dann landet es in der Mülltonne.

... und es gibt tatsächlich Bilder, die einen ansprechen, manchmal findet man dort auch die "Reglen" zurück, aber die eigentliche Wirkung ist durch das "fotografische Auge" des Fotografen entstanden und das hat man oder man hat es nicht! Und so etwas kann man auch durch Anwenden von zig Regeln nicht erreichen ...

Gruß
Gerd
 
...aber die eigentliche Wirkung ist durch das "fotografische Auge" des Fotografen entstanden und das hat man oder man hat es nicht! Und so etwas kann man auch durch Anwenden von zig Regeln nicht erreichen ...

Gruß
Gerd


Hi Gerd,

das hört sich ja fast so an, als wär es reine Genetik. Bei dieser Theorie würde man automatisch ausschließen, das der Fotografierende lernfähig ist; und dem ist natürlich nicht so!
Es gibt auch bei den Regeln eine individuelle Gewichtung. So gibt vielleicht 2, 3 Regeln, die bei Beachtung dazu führen, daß ein Bild immer recht gefällig wirken wird, weil harmonisch. Und das kann man mit entsprechender Motivation ganz leicht lernen. Diesen Entwicklungsschritt kann man eigentlich auch recht gut bei Anfängern beobachten, die gerade zu Beginn enorme Fortschritte zeigen.

Etwas schwieriger wird´s dann aus meiner Sicht, wenn man viele Regeln gleichzeitig betrachten möchte und das Komponieren des Bildes beginnt. Nehmen wir mal Klaus´ Beispiel: wer denkt denn schon vor dem Auslösen so ausgiebig über die Gestaltung nach??!! ...und hat dann noch die Ruhe solange zu warten, bis das Wasser den Fuß des Models berührt.

Was ich an Deiner Aussage unterstreichen kann -wenn überhaupt so von Dir gemeint- ist, daß auch bei mir teils viele schöne Aspekte meines Bildaufbaus erst auffallen, wenn ich mir das Bild nach dem Auslösen anschaue und analysiere; dann fallen mir einige Dinge auf, die ich unbewußt so gemacht habe, die aber auch Gestaltungsregeln entsprechen. Und die machen dann das Bild vielleicht zum Schönsten, der in der Serie gemachten Aufnahmen. Ich denke aber auch, daß diese Art von "unbewußtem Bildaufbau" durch viel Praxis erworben werden kann und nicht der Regel unterliegt "das hat man oder man hat es nicht".

Grüße

Dieter
 
aber die eigentliche Wirkung ist durch das "fotografische Auge" des Fotografen entstanden und das hat man oder man hat es nicht! Und so etwas kann man auch durch Anwenden von zig Regeln nicht erreichen ...

Einspruch, Euer Ehren! Sicherlich gibt es Naturtalente, die instinktiv alles "richtig" machen. Das man aber Bildgestaltung nicht erlernen könnte, will mir nicht in den Kopf. Kunst und Architektur kann man studieren. Da lernt man durchaus, was wie wirkt und nicht nur die Technik, die Farben zu mischen oder gerade Wände zu konstruieren.

Auch für den Hobbyfotografen ist die Hoffnung nicht aufzugeben. Schon allein die Beschäftigung mit den Bildern anderer Fotografen hilft zur Erkenntnis über die eigenen Werke. Wenn dann noch eine kompetente Person Ratschläge gibt, kann man viel mitnehmen. Da bin ich mir ganz sicher.
 
So oder so ähnlich wird es sein. Nur genügt es für ein handwerklich gutes Foto nicht, um das Handwerk zu wissen, sondern man muss es auch aus dem Effeff anwenden können. Nachdenken hilft bei unserer Kunst in der Tat nichts, es muss in Fleisch und Blut übergegangen sein, gewissermassen intuitiv funktionieren. Und dann ist immer noch nicht gesagt, dass dieses handwerklich gute Foto auch einen bleibenden Wert hat. Es kann z.B. schön ausgewogen sein, aber dennoch nichtssagend und grandios langweilig.

Viele Grüsse
Marc
 
ihr habt ja alle Recht! Das meine ich jetzt Ernst.
Aber um intuitiv Arbeiten zu können muß man es auch schon trainiert haben. Oder anders: Man kann Intuition trainieren.
Ich habe früher mal.... Also, ein Kung Fu Meister wird nicht dadurch zum Meister das er alles weiß. Er trainiert seinen Körper und seine Intuition durch ständiges wiederholen. Meisterlich ist er sobald er die Bewegung, die Ausführung automatisch macht. Und dies sollte auch die Intension eines kleines "Workshops" sein. Durch sich damit Beschäftigen fängt man beim nächsten Bild vielleicht mal an vorher darüber nachzudenken. Und ich sagte ja, man kann sich dann auch Gedanken machen ob man es bewußt macht oder gar bewußt sein läßt. Beides sind künstlerische Ansätze. Immerhin bin ich hier der "schräge Vogel".
Die Meinungen "wie und was" mögen auseinander gehen, eines ist sicher. Es bringt nix andere Leute zu zitieren. Selbst Wissen schaffen, Erfahrungen sammeln und weiterhin offen sein. Das ist was. Und ja, der Herr Feininger wußte wovon er redet. Er hat das ja vorher auch alles in Theorie und Praxis gemacht.

War ja auch nur eine Anregung, wird ja auch ein langer Winter. Ich jedenfalls verabschiede mich aus der Diskussion "warum und wieso". Praxis, Erfahrungen sammeln und eigene Schlüsse, und natürlich losziehen mit der Kamera, sind mir in dem Fall lieber.

PS: das mit Workshop darf man auch nicht so eng stecken. Es soll Spaß machen !
 
Screenshot-Pilz.jpg


aus https://www.camera-info.de/index.php?threads/regen-am-morgen.73631/
mit eingeblendeten Hilfslinien nach dem "Goldenen Schnitt"

Wie man leicht sieht, passen die Hilfslinien nicht, die nach der Drittel-Regel übrigens auch nicht. Statt dessen finden wir, wenn wir genau hinschauen, je eine horizontale und vertikale 50/50-Teilung.
Warum ich das Bild jetzt so und nicht anders gemacht habe? Jede Antwort wäre gelogen, denn ich habe fast ausschließlich intuitiv gehandelt. Das Thema Pilze im Halbdunkel des Waldes am Waldrand erschien mir so am besten umgesetzt.
Die Dunkelheit versinnbildlicht die Tiefe des Waldes im beginnenden Herbst, in der die kleine Pilzgruppe nur noch von einer lichten Lücke im Waldrand angestrahlt wird und der Betrachter sich bemüßigt fühlt, sich umzuschauen, ob hinter ihm aus dem Dunkel nicht irgend was gefährliches kommt.
Gleichzeitig eignet sich dieses Bild für umlaufende Titel und für die Einblendung von Klinken (z.B. da, wo jetzt die Signatur ist). Also habe ich etliche Fliegen mit einer Klappe erschlagen, was ich bei meiner Arbeit immer versuche...
Ach so, das Bild erhielt noch eine Belichtungskorrektur von -1 EV, um die Dunkelheit zu erhalten, das 70-210 war voll ausgereizt, um den Hintergrund zu verdichten, und die Offenblende sorgte für ein weitgehendes Verschwimmen des Hintergrundes, weil ich gerne mit Andeutungen arbeite.
Das alles sind aber nachträgliche Betrachtungen, denn wie gesagt, beim Photographieren selbst schalte ich den bewußten Verstand ab und lasse nur die Umwelt auf fast metaphysischer Ebene auf mich wirken. Ich sah dieses Motiv vor meinen Augen und wollte es so haben. Dazu muß man allerdings sein Equipment blind aus dem FF beherrschen. Fängt man an, bewußt zu überlegen, was man jetzt machen muß, zerstört die Auseinandersetzung mit der Technik den Zauber, den man als Naturphotograph bei solchen Bildern empfindet. Und ich denke, dadurch verlieren auch die Bilder ihren Zauber, denn Photographie ist vor allem eines: Das Ausdrücken von Emotionen in visueller Sprache.

Gruß
Wolf
 
Zuletzt bearbeitet:
[...] denn wie gesagt, beim Photographieren selbst schalte ich den bewußten Verstand ab und lasse nur die Umwelt auf fast metaphysischer Ebene auf mich wirken.


Danke für diesen (Halb)satz, Wolf! Das ist genau das, was ich in meinem letzten Bildbeitrag meines aktuellen Rügen-Threads zum Ausdruck bringen wollte. Das Feeling muss stimmen und ist imho wichtiger, als alle rationale Überlegung beim Photographieren.

Aber natürlich müssen - damit das funktioniert - der Umgang mit dem Equipment blind sitzen und die "Regeln" des harmonischen Bildes geläufig sein und unterbewusst ablaufen bzw präsent sein.


Gruß Jan
 
hi
netter thread!
Eigentlich fotografiere ich persönlich immer für mich selbst, wenn ich denke einigermassen den mainstream getroffen zu haben, zeige ich das Bild auch her.
Klingt jetzt möglicherweise überheblich, trifft es aber.
Von Regeln an sich halte ich nicht sehr viel, lasse mich aber gerne belehren und überraschen:D
 
"..........wenn ich denke einigermassen den mainstream getroffen zu haben, zeige ich das Bild auch her........"

Eigentlich Schade.
 
Hallo Matthias,

auch Danke für Dein Bildbeispiel. Direkt vorweg: mir gefällt es!

Es ist zwar, wie schon von anderer Seite kritisiert, nicht perfekt symetrisch, aber stattdessen ausgewogen. Symetrie konntest Du durch den schlanken hellen Turm rechts und das dunkle flache Gebäude links nicht erzielen. Sehe ich so ähnlich wie Klaus' Anmerkung zum Gewicht der hellen und dunklen Flächen. Einzig kommt es mir vor, als würde das ganze Bild leicht nach links kippen.

Zu anderen Regeln halte ich mich zurück, denn ich lese deshalb hier interessiert mit weil ich diese bislang nicht gelernt habe.

Gruß
Jürgen
 
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