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Schwachpunkte New F-1 mit AE Sucher FN?

Ich schau mir gerade die akt. Angebote auf ebay durch, also um die Preise, um die ihr eure Stuecke gekauft hab, bekommt man gerade einmal sichtbar abgewirtschaftete Gehaeuse :(

Im Kontrast dazu einige "Los Angeles", OVP, um EUR 1.000,- aufwaerts, die sind dafuer dann mint ... ;)
 
Hallo Ando,

ich will beileibe kein Öl ins Feuer gießen, schließlich haben wir hier bewusst die Foren der Marken getrennt, um keine Markenstreitigkeiten aufkommen zu lassen wie in anderen Portalen.

Die F-1N war aber doch schon etwas weiter als die F2 AS Photomic, die ich mir damals (1980) auch mal zulegen wollte, aber wegen des Preises erstmal mit der Canon AE-1 einstieg.
Der Streit zwischen Canon und Nikon-Anhängern existiert schon seit fast 60 jahren erst recht aber seit 1959, als Canon die Canonflex und Nikon die F einführte.

Nach Einschätzungh vieler Experten waren beide (jeweils die erste Spiegelreflex jeder Firma) von der Verarbeitungsqualität durchaus gleichwertig. Canon hielt allerdings an einigen technischen Irrwegen der 50er Jahre fest und baute in die solide Kamera einige Eigenheiten ein, die Nikon bravourös konterte. Die Nikon F hatte einen vernünftigen Aufzugshebel und eine Möglichkeit zum Motoransatz. Und vor allem hatte Nikon das bessere Marketing, das der geniale Joseph Ehrenreich einführte und den Kunden in der Werbung die Nikon kurz nach Ende des 2. Weltkrieges als Marke der Profis einbläute. Diese Werbestrategie hält bis heute an (Profibezug).

Canon bemühte sich auch lange um die Profis, dies gelang mit der aus einem Guss konstruierten F-1 alt 1971 auch in beachtlichem Maße, allerdings 12 Jahre nach Nikons furiosem F-Start. Den Vorsprung konnten sie 18 Jahre lang nicht aufholen, bis zur Einführung der EOS-1, die alles umkehrte. Die F-1New schaffte es aber 1981/82, den Nikonianern einiges abzunehmen. Damals waren es vor allem junge Fotografen, die der Canon den Vorzug gaben.

Der Vorteil schon der F-1 alt war es, dass das Belichtungsmesssystem im Gehäuse eingebaut war während die Nikon-Sucher deutlich voluminöser ausfielen und jeweils das System mitbringen mussten.

Zudem blieb Nikon lange Anhänger der Zeitautomatik, während Canon schon bei der F-1 alt 1971 (okay, mit Zusatzsuchern) sowohl Blenden- als auch Zeitautomatik anbot. Heute erinnert sich vielleicht kaum noch jemand an die Glaubenskriege, die Mitte der 1970er Jahre herrschten, als ewig gestritten wurde, ob Blenden- oder Zeitautomatik besser wäre, weil die Kameras in der Regel nur weines der Systeme beherrschten.

Natürlich verteidigte jeder seine eigene Marke. Dabei war zu beachten, dass eine Zeitautomatik deutlich leichter zu konstruieren war als eine Blendenautomatik. Canon hatte (vielleicht auch mehr oder weniger zufällig) sein FD-Bajonett so konstruiert, das es für beide Systeme genutzt werden konnte. Das wurde dann ab dem Multiautomaten A-1 zum Standard, die AV-1 war die erste reine Zeitautomatikkamera, aber deutlich billiger konstruiert.

Wenn ich mir die F-1N betrachte, ist sie die logische Fortsetzung der alten F-1 Philosophie: Das Gehäuse nicht überfrachten, um es zuverlässiger zu machen. Deshalb, um auf die ursprüngliche Frage zurückzukomen, muss ein Motor oder Winder (definitiv) hinzugenommen werden, um Blendenautomatik zu bekommen. Die Konstrukteure gingen davon aus, dass, wenn man Blendenautomatik nutzt, es sowieso auf Geschwindigkeit ankommt, und dann ist auch ein Motorantrieb nötig. Also wurden die Funktionen aufgeteilt. Das F-1-Gehäuse besitzt die Fähigkeiten zur Blendenautomatik, doch ein Teil der Funktionen wurde in den Motor ausgelagert. Die Kamera enthält einen Elektronikbaustein zur Blendensteuerung und eine Mechanik zum Abtasten der Stellung des Abblendhebels. Der Antrieb für deisen Hebel sitzt jedoch im Motor und Winder.

Das einzige, wo die F-1 New etwas hnter der Zeit war, ist meiner Meinung nach die unnötig komplizierte Umstellung des Messverfahrens (nämlich durch Tausch der Einstellscheiben) und die altertümliche Blitztechnik und langsame Synchronzeit.
Aber das alles wurde mit der T90 endlich und vorbildlich nachgeholt.

Besondere Schwachstellen der F-1 N sind mir nicht bekannt. Meine (seit 1990 im Besitz) wurde zweimal repariert, was es war, müsste ich noch raussuchen, falls ich die Rechnungen noch habe.

Wenn es eine Canon-Kamera gibt, die man mal ausprobiert haben sollte, dann ist es eine F-1New, notfalls auch ohne Motor. Die Sucheranzeige ist ein Gedicht, auch wenn er für Brillenträger (wie übrigens alle jemals serienmäßig konstruierten Canon-Sucher, Sport- und Luupensucher ausgenommen) für Brillenträger eine Katastrophe sind. Da lobe ich mir dann wieder Nikons HP-Sucher.



LG, Thomas
 
Ich bin uebrigens gerade eben in den Kreis der New-F-1-Anwender aufgestiegen, mit AE Motor Drive FN sowie den Einstellscheiben AE (vermutlich), PE und SE - Bestellung ist raus! :) :)

Vielen Dank fuer eure Infos und Kommentare, die wesentlich zur Kaufentscheidung beigetragen haben!
 
Hallo Ando,

da gratuliere ich ganz herzlich. Hoffentlich ist alles in Ordnung.
Was dir dann nur noch fehlt, ist die Scheibe L in P-Version (Selektivmessung). Diese L-Scheibe hat einen einmaligen Kreuzschnittkeil, das Beste, was Canon in Sachen Suchertechnik eingefallen ist. Gabs auch in der T90 und AE-1P u.ä.
Hauptsache, du hast noch gute Augen....

Gruß, Thomas
 
Hallo Thomas,

ich erinnere mich noch gut an den "Glaubenskrieg" zwischen Canon und Nikon. Allerdings focht ich den in mir selber aus: 1972 schwankte ich zwischen der Canon F-1 alt und der Nikon F2. Da ich zu meiner Tätigkeit als Fotograf auch noch aushilfsweise in einem Fotogeschäft arbeitete, hatte ich die Möglichkeit, beide Systeme ausgiebig zu testen. Schliesslich wurde es die F-1, weil sie mir viel besser in der Hand lag und schlanker war als das "Mörderteil" der Nikon mit ihrem grossen Sucher. Auch die Unempfindlichkeit des Titanverschlusses auf Temperaturschwankungen und die grosse Systemvielfalt hatten es mir angetan. Ich besass damals auch den Sportsucher, ein Wunderwerk der optischen Konstruktion. Leider habe ich diesen verkauft, als ich mir die EOS-1 anschaffte - ich hätte ihn gerne wieder, denn mir macht die F-1 noch heute grossen Spass...

Gruss
Theo
 
Spannende Beiträge hier, sachlich-informativ die einen, begeistert-interessiert die anderen. So was lese ich gerne in aller Ausführlichkeit. Danke allen, die sich die Zeit nehmen, zu schreiben, was sie bewegt ;-)

Darf ich an dieser Stelle einflechten, dass ich schon vor einigen Tagen eine Frage in die Interessengemeinschaft F-1 geschrieben habe!? Leider tauchen die Diskussionen nicht in Neue Beiträge auf, so dass sie kaum jemand findet. Schaut doch mal öfter rein, bitte! ;-)

Dir, Theo, hatte ich diesbezüglich eine private Nachricht schicken wollen, aber das scheiterte aus mir nicht ersichtlichen Gründen. Hmm!?

Ich finde die F-1N aus Retro-User-Sicht besonders interessant. Zwar ist manches Zubehör schwer zu bekommen, andererseits sehe ich im Rückblick vor allem die Einzigartigkeit der Kamera. Für mich (der ich mit Canon sonst eher weniger am Hut hatte) ein must have.

Dank und Grüße an alle! Markus
 
Ich bin uebrigens gerade eben in den Kreis der New-F-1-Anwender aufgestiegen, mit AE Motor Drive FN sowie den Einstellscheiben AE (vermutlich), PE und SE - Bestellung ist raus! :) :)

Vielen Dank fuer eure Infos und Kommentare, die wesentlich zur Kaufentscheidung beigetragen haben!

Herzlichen Glückwunsch Dir!

Hoffentlich kommt alles gut an und ist im Zustand so wie erwartet. Viel Spaß beim Einlegen des ersten Films bzw. den vorherigen ersten Trockenübungen und dann dem ersten Gebrauch samt ersten Bildern.

Freut mich, Markus
 
Ich kann mich noch an meine Anfänge erinnern, damals war ich im "Lausbub"-Alter, stolzer Besitzer einer Kodak Instamatic und immer froh, wenn mir mein Onkel mal seine AE-1 auslieh. Die F-1 war der Traum und blieb es, auch als viele Jahre später die T90 persönliche Realität wurde und die F-1 daneben aussah wie ein Dinosaurier...

Daher, Ando, ganz herzlichen Glückwunsch und viel Spass mit Deinem Neuerwerb! :daumenhoch_smilie:

Viele Grüsse
Marc
 
ando, auch von mir einen Glückwunsch zum Kauf. Achte beim Wechsel der Einstellscheiben auf penible Sauberkeit und richtige Passung, sonst sitzt hinterher der Fokus nicht.
 
Spannende Beiträge hier, sachlich-informativ die einen, begeistert-interessiert die anderen. So was lese ich gerne in aller Ausführlichkeit. Danke allen, die sich die Zeit nehmen, zu schreiben, was sie bewegt ;-)

Ja, danke fuer dein wiederholtes Lob, schoen, dass dir die Beitraege gefallen :)
 
ando, auch von mir einen Glückwunsch zum Kauf. Achte beim Wechsel der Einstellscheiben auf penible Sauberkeit und richtige Passung, sonst sitzt hinterher der Fokus nicht.

Danke! Der Blasebalg steht schon bereit und das Einlegen empfindlicher Scheiben bin ich von meiner F3 gewohnt. Neu ist fuer mich, dass es Probleme beim Einpassen geben kann, ich werd genau drauf achten.

Staubfrei bleibt bei mir Illusion, aber das gehoert beim Wechselsucher einfach dazu :)
 
Tja, Ando, ich habe den Servo Finder bei eBay auch schon gesehen - leider nicht bei eBay Schweiz. Und aus dem Ausland zu kaufen ist schon happig, da etwa 30% Zoll und Mehrwertsteuer zugeschlagen werden. Mache ich nie wieder, auch im Hinblick auf etwaige Qualitätsmängel. Wenn ich bei Auktionen etwas erstehe, so verwende ich meistens Ricardo - eine in der Schweiz sehr beliebte Auktionsplattform.

Aber so dringend ist es nicht, ich kann so mit der F-1 leben, bis ich etwas Passendes finde.

Herzlichen Dank für den Tipp und viele Grüsse
Theo
 
... und die eine ist noch gar nicht geliefert, traeum ich schon von der zweiten F-1 ... ;)

Eine minte Los Angeles, die moechte ich haben, als Zweitkamera, zum Bewundern und als Huldigung der Ingenieursleistung.

Mint kann aber leider auch bedeuten, dass Kameras seit Jahrzehnten nicht bewegt wurden und dann ist zwar aussen alles wunderbar aber drin schauts duester aus, weil verharzt.

In der Bucht werden genannte minte Exemplare um EUR 1.000,- aufwaerts gehandelt.

Frage an euch - ist die Kamera das, argumentierbar, wert? ZB wegen limitierter Auflage? Oder sind das bereits voellig ueberzogene Liebhaberpreise?

Allerdings wird bereits eine "normale" F3HP, mint, OVP + Dokus, in dieser Preisregion angeboten ...
 
Tja, Ando, ich habe den Servo Finder bei eBay auch schon gesehen - leider nicht bei eBay Schweiz.

Sorry, das hatte ich nicht bedacht, da selbst in der EU. Aber ich schau oft sehnsuechtig auf die Angebote zB in den USA - alles viel billiger als zu Hause, leider halt dann der "gerechte" Ausgleich durch EUSt und Zoll ... :(
 
Die F-1 ist ja nicht meine erste Kamera ;) Dennoch warte ich schon sehr gespannt auf den Postmann - obwohl ich eigentlich das Wichtigste zur Kamera + System bereits gelesen habe und so gesehen keine Ueberraschungen mehr passieren sollten.

Das ist fuer mich mit Canon immer etwas ganz Besonderes. Egal ob T-90, A-1, AE-1 etc. - man kann dazu viel wissen, aber die Kamera dann in der Hand ist eine ganz eigene Erfahrung. Als ob diese Kameras - sorry fuer meinen Enthusiasmus - etwas Geheimnisvolles, ja fast Mythisches an sich haben. Ich glaube, es ist die Ingenieursleistung, die Umsetzung von kuehnen Ideen in Konzepte und Werkzeuge, der Flair des Genialen ... ;)

Die T-90 zum Beispiel ist ein Wunderwerk, umso mehr war sie es zu ihrer Zeit. Was da an Know-how und technischer Eleganz drinsteckt, ist fuer mich unerreicht. Von der F-1 erwarte ich aehnliche Superlative, besonders das Konzept mit den Sucherscheiben, die unterschiedliche Messarten ermoeglichen, faszniert mich (mit Blick auf 1981).

Zum Vergleich hab ich Nikon. Das sind hervorragende Kameras, Arbeitspferde, solide, dauerhaft - aber im Vergleich zu FD fehlt mir ein bisschen diese Leichtigkeit, der Esprit, die Aha-Erlebnisse. Siehe als Beispiel den fabelhaften Sucher der T-90. Alle Anzeigen ohne Augapfelgymnastik ablesbar, die rote LED-Anzeige unten, die auch bei Gegenlicht problemlos ablesbar ist und natuerlich das LCD-Display mit den Balken fuer Spotmessung und Mittelwertbildung - eine damals wohl ungeheurliche Novitaet. Die Faszination ist auch heute noch spuerbar - in einem wertigen, angenehm zu haltenden Gehauese.

Die Schwaermerei ist auch schon wieder vorbei, ich hoffe, ihr koennt nachvollziehen, was und wie ich es meine ... ;)
 
Die Schwaermerei ist auch schon wieder vorbei, ich hoffe, ihr koennt nachvollziehen, was und wie ich es meine ... ;)

Klar kann ich das nachvollziehen. Das ist der gleiche Virus wie bei mir. Auch meine Erklärungsversuche gehen in eine ähnliche Richtung. Da ich selbst eine im weitesten SInne ingenieursmäßige Tätigkeit ausübe, kann ich genau wie Du sagst der Ingenieursleistung den Respekt entgegenbringen.

Meine Kameras sind nicht für die Vitrine und so muss die Bedienbarkeit gegeben sein. Die Faszination sollte/kann aber noch weit darüber hinaus gehen.

Ich bin sicher, dass die F-1N (die alte F-1 hatte ich leider noch nicht in der Hand) genau diese zusätzliche Faszination ausstrahlt. Und auch ich hatte kurz nach der ersten auch gleich eine zweite davon!

Aber eine Einschränkung: eine T90 liegt seit langem bei mir herum. Irgendwie ist sie mir schon zu modern, habe sie noch kein einziges Mal benutzt ...
 
Hallo Ando (und alle anderen),

Danke für deinen begeisterten und begeisternden Beitrag.

Zu der damaligen Zeit waren diese Kameras wirkliche Meilensteine und sie funktionieren sogar ohne Strom, obwohl das eigentlich ein Argument ist, über das sich etliche Kritiker lustig machen (auch Günter Richter angesichts der neuen AE-1 Kameras, dass Batterien wohl der geringste Problemfaktor seien weil die auch im entlegendsten Weltwinkel immer zur Hand seien). Ich habe schon Sonntage erlebt, an denen meine Batterievorräte doch unerwartet erschöpft waren, und sei es nur, weil die Reserve plötzlich überaltert oder entladen war. Damals waren die Läden sonntags noch zu und Tankstellen verkauften tatsächlich nur Benzin und Diesel. Doch ich schweife schon wieder ab.

Man muss versuchen, sich in die damalige Zeit zurückzuversetzen, als man Jahrelang auf wirklich neue technische Entwicklungen warten musste und Kameras wie die F-1 satte zehn Jahre lang unverändert der Masstab blieben (dann wurde es aber auch Zeit).

Messsucherkameras mit Wechselobjektiven waren neben den einfachen Rollfilmkameras, den zweiäugigen Mittelformatkameras (Rolleiflex etc) und den großformatigen Platten- und Planfilmkameras Jahrzehntelang die einzigen Kameratypen (Exoten mal ausgenommen).

Canon baute von Oktober 1935 bis etwa 1970 (die Angaben schwanken) serienmäßig Kleinbild-Messsucherkameras mit Wechseloptik (und daneben Filmkameras, Projektoren, Tischrechner etc), danach bis heute einfache Messsucher- oder Sucherkameras mit festem Objektiv und später Zoomobjektiv.

Die Canon-Messsucherkameras der ersten 35 Jahre fußten auf dem Leica-Prinzip, besaßen aber einige interessante Eigen- und Weiterentwicklungen. Ich will da nicht zu sehr ins Detail gehen, aber sie waren zu ihrer Zeit sehr komfortabel und leistungsstark (bis auf die mitunter grauenvollen Sucher).

Diese Kameras besaßen Objektive zwischen 25 und 135mm Brennweite sowie (mit Spiegelkasten) bis zu 1000 mm Brennweite.

Die Sucher waren teilweise so wie bei Leica (mit eingespiegelten Rahmen), teilweise aber auch mit tatsächlich veränderter Suchervergrößerung (die Modelle um 1950 und z.B. die gefragten Modelle VI-L und VI-T um 1957). Erst mit der Canon P sowie den letzten beiden Modellen 7 und 7s bzw. 7sz verzichtete man aus Kostengründen darauf und blieb bei den eingespiegelten Begrenzungen, was vor allem bei Fußballfotos seine Vorteile hatte (man sah, wer gleich ins Bild läuft. Bei Spiegelreflex muss man dazu heute das zweite Auge offen lassen).
IMG_2790CanonGeräteThiele00223 IVSb2 klein.jpg
  • Canon - Canon EOS D60
  • 117.0 mm
  • ƒ/6.3
  • 1/25 sec
  • Pattern
  • Manual exposure
  • ISO 200

Canon IVSb2 von 1954-1956 mit verstellbarer Suchervergrößerung

Zudem gab es Aufstecksucher für den Sucherschuh (daher übrigens der zweite Name für den Zubehörschuh) von 25 bis 135mm, teilweise sogar mit Zoomfunktion.

Das Wort Sucher wäre bei diesen Kameras besser ersetzt durch den englischen Begriff viewfinder, also soviel wie Ausschnittfinder/sucher.

Denn der Hauptunterschied zwischen Messsucher (= Messen der Entfernung) und Spiegelreflexsucher liegt darin, dass man die Schärfeebene exakt erkennen kann, so wie sie später auch im Bild liegt. Beim Messucher ist alles scharf, je nachdem wohin man blickt, weil es keine mattscheibe gibt. Daran muss man sich als Umsteiger gewöhnen. Dafür schluckt der Messuscher kein Licht und ist immer optimal hell. Selbst im Dunklen kann man damit noch scharfstellen und sogar das Zielfeld in der Mitte vergrößern (bei einigen Canon-Typen).
IMG_2826CanonGeräteThiele00254 VI-L klein.jpg
  • Canon - Canon EOS D60
  • 65.0 mm
  • ƒ/6.3
  • 1/25 sec
  • Pattern
  • Manual exposure
  • ISO 200

Canon VI-L von 1958-1961 mit verstellbarer Suchervergrößerung von 35 bis 135mm und Möglichkeit zum Belichtungsmesseranschluss

Das Arbeiten mit Messsucherkamera und Spiegelreflex ist grundverschieden und unterliegt jeweils einer eigenen Philosophie. Wer zuerst mit Spiegelreflex fotografiert und das andere Prinzip nicht kennt, wird sich an den Kopf fassen nach dem Motto: Da ist doch nichts zu erkennen, wie werden die Bilder bloß?

Das war es auch, was ab Mitte der 50er Jahre (bei Canon ab 1959) den Siegeszug der Spiegelreflexkameras einläutete und die Messucherkameras (bis auf Leica, den Ableger Minolta CLE, Mamyia und wenige andere) aussterben ließ. Die Mattscheibe erleichterte die Bildkontrolle ungemein, machte das Fotografieren aber auch etwas umständlicher, weil man doch immer mehr Anzeigen im Sucher im Auge behalten und deshalb eigentlich ständig durchschauen musste/muss.

Die Messuscherkameras erfordern das Einstellen aller Werte vor dem Fotografieren, was auch keinProblem ist, weil sich die Beleuchtung z.B. einer Landschaft nicht spontan um mehrere Blendenstufen ändert (Ausnahme Wolkenlöcher). Man benutzte einen Belichtungsmesser mit Licht- statt Objektmessung und war damit auch immun gegen unterschiedliche Reflexionen von Schnee und Kohle, wenn man das entsprechend in der Grundeinstellung berücksichtigte. Bis heute versuchen die Hersteller diese Problematik durch immer ausgefeiltere Rechenmethoden hinzubekommen (erst recht beim Blitzen) und haben Jahrzehnte gebraucht, um es heute (mit enormem Aufwand) einigermaßen zu schaffen (EOS-Mehrfeldmessung).


Allerdings: Die Genauigkeit reichte für Schwarzweiß- und Farbnegativfilme aus, bei Diafilmen wirken sich Messfehler (aufgrund des Messwinkels) und die größer gewordenen Toleranzen der 30 bis 60 Jahre alten Kameras aus. Nachdem ich mit Diafilm in den Messsucherkameras bis zu 30 Prozent falsche Belichtungen hatte, nutze ich möglichst vorwiegend Negativfilme, die Ergebnisse hauen mich immer wieder um, was die Schärfe angeht (die Objektive hatten bedeutend weniger Linsen als die heutigen überzüchteten Konstruktionen).

Beim Fotografieren mit der Messucherkamera weiß man, welchen Bildwinkel das eingeschraubte Objektiv liefert, man beobachtet sein Motiv und wenn das Bild da ist, wenn man es vor sich sieht, hebt man nur noch die Kamera hoch und löst aus. Es gibt zwar auch hochgeöffnete Objektive, aber mit vorgewählter Blende 5,6 oder 8 liegt man meist richtig. Wenns auf genaue Scharfstellung mit Blende 1,2/50mm oder 1,8/85 ankommt, macht auch das kein Problem, weil der Messsscher das exakt schafft, solange er noch richtig justiert ist. Mit etwas Übung geht auch das sehr fix und auch im Dunkeln - nur die Schärfentiefeanzeige fehlt, man hat allerdings eine indirekte am Objektiv.

Wie gesagt, zwei völlig verschieden Welten. Wer sich aber mal die Bilder berühmter Fotografen der 50er und 60er jahre und auch aus dem Vietnam-Krieg ansieht, sind viele davon mit Messucherkameras gemacht und sie wirken nicht schlechter als Sopiegelreflexfotos.

Wie schon jemand vorher schrieb - es kommt in der Regel nicht auf die Kamera an, sondern auf den Fotografen (okay, mit einer 120er Boxkamera kann man keine Großansicht des Mondes aufnehmen).

Ganz was anderes: Zum Thema Einstellscheiben. Dass man sehr vorsichtig sein muss, um die Einstellscheiben richtig zu platzieren, gilt für alle EOS-Kameras und die A- und T-Kameras mit Wechselscheiben, weil diese mit einem Pinzettchen von unten in den Sucherkasten bugsiert werden müssen. Als ich das das erste Mal sah, habe ich den Kopf geschüttelt. Wie kann man darauf nur kommen? Aus Kostengründen eben...

In die F-1 alt und die F-1New dagegen lassen sich die Scheiben nach Abnahme des Suchers von oben auf exakt definierte Führungsschienen legen, die keinen Spielraum für Wackelei lassen. Die Scheiben sind dort bombenfest festgeklemmt und müssen mit dem Daumennagel wieder herausgeholt werden. Notfalls kann man die massiven Glasklötze auch mit Handschuhen wechseln, obwohl ich das nicht unbedingt riskieren würde, weil sie runterfallen könnten. Das verzeihen die Glasteile weniger gut als die Kunststoffscheiben...

Aber Schärfenprobleme? Nie.


Dann zum Servosucher: Das ist ein schönes Teil und war einmalig, als Canon es 1971 als Blendenautomatik-Zubehör zum automatisierten Fotografieren für die alte F-1 präsentierte. Wobei die Betonung auf automatisiertem Fotografieren lag, deshalb auch mit Zeitschaltuhr am Motor.
Für mobiles Fotografieren ist das Teil zu langsam. Es macht zwar Spaß, dass Surren der Mechanik und die Bewegung der Sucherkelle zu verfolgen, aber schnell im heutigen Sinne ist etwas anderes. Zudem geht mit dem Servosucher die Selektivmesung verloren, was allerdings im Endeffekt auch sinnvoll ist.
IMG_2655CanonGeräteThiele00115 F-1 TEM.jpg
F-1 alt mit Servosucher, Motor MD, Batterieteil und Langfilmmagazin

Das Biest ist dann (ich habe mir irgendwann 1984 über meinen Fotohändler für über 700 DM einen der letzten Sucher bei Canon geordert) ganz schön unhandlich, macht aber Mordseindruck, vor allem mit einem Motorantrieb, den man tunlichst dazu haben sollte. Denn das eigentliche Problem ist die Stromversorgung.
Man benötigt einen separaten Batteriebehälter mit Kabelanschluss (Vorsicht, es gibt verschiedene Ausführungen für verschiedene Gerätekombinationen) oder einen Motor MF oder MD, wiederum mit verschiedenen Anschlussmöglichkeiten.

Am sinnvollsten ist der Motor MF mit dem kurzen Verbindungskabel MF, das aber sehr schwer zu bekommen ist und sehr empfindlich ist (mir sind schon im ersten Jahr zwei Stück durch Kabelbruch hinübergegangen).

Wirklich sinnvoll ist dagegen der schwenkbare Sportsucher, auch wenn das Sucherbild sehr klein wird und Gewöhnung erfordert.

Der Zeitautomatiksucher Booster T-Finder zur F-1 alt ist praktisch nur für Dämmerungsaufnahmen sinnvoll, weil zum Messen und Belichten das Sucherokular geschlossen werden muss und der Zeitenbereich auf die Langzeiten eingeschränkt wird. Das normale Messystem der Kamera ist dann abgeschaltet, man kann also nicht entweder oder fotografierten sondern muss jedesmal den Sucher umbauen.

Das soll erstmal zur Aufhellung reichen, ich muss zum Job.

LG, Thomas
 
Nochmal zu den einstellscheiben bei der F-1N. Natürlich hat das Canonfantom recht, die Dingers sind im Gegensatz zur A-Serie sehr leicht zu wechseln, dennoch habe ich es einmal geschafft, sie irgendwie zu verkanten, jedenfalls wunderte ich mich, dass ich nicht mehr auf unendlich scharf stellen konnte und siehe da! sie saß nicht richtig in der Führungsschiene. das war sicher eine einmalige Dusseligkeit von mir, dennoch wollte ich darauf hinweisen.
 
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